Corona-Pandemie: Einschränkungen des religiösen Lebens schreiten voran

Die Einschränkungen des religiösen Lebens in Deutschland wegen des Coronavirus schreiten voran. Das betrifft nicht nur Christen, sondern auch Juden und Muslime.



Ein großflächiges behördliches Verbot von öffentlichen Gottesdiensten im Kampf gegen das Coronavirus ist nach den Worten des Juristen Christian Hillgruber auch hierzulande möglich. Grundlage dafür sei das Infektionsschutzgesetz, sagte der Direktor des Instituts für Kirchenrecht an der Universität Bonn. "Allerdings muss auch bei Maßnahmen, die dem Gesundheitsschutz der gesamten Bevölkerung dienen sollen, der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben."



Eine "religiöse 'Grundversorgung'" müsse gewährleistet sein, so der Jurist. Es gebe nach katholischem Verständnis jedoch Notstandssituationen, in denen die Pflicht entfalle, die Sonntagsmesse zu besuchen. Das gelte mutmaßlich im Grundsatz auch für die aktuelle Lage.



Im Erzbistum München und Freising wurde ein Krisenstab eingerichtet Weil auch die Kirche ihren Beitrag zur Verringerung des Risikos einer Ansteckung leisten müsse, sollen nach Angaben von Donnerstag in Kirchen und Gebetsräumen keine Gottesdienste mehr mit über 100 Teilnehmern stattfinden.



Unterdessen kann der geplante ZDF-Fernsehgottesdienst aus Dormagen wegen eines Corona-Falls in der Gemeinde nicht stattfinden, wie die Katholische Fernseharbeit der Deutschen Bischofskonferenz erklärte. Die Messfeier am 22. März hätte live übertragen werden sollen. Die Verantwortlichen suchen den Angaben zufolge nun nach einem neuen Ort.



Europas Bischöfe riefen zum Gebet für Patienten sowie Medizin- und Pflegepersonal auf. Die Menschen würden durch die Epidemie auf eine "harte Probe" gestellt, so die Vorsitzenden der EU-Bischofskommission COMECE, Kardinal Jean-Claude Hollerich, und des Rates der europäischen Bischofskonferenzen CCEE, Kardinal Angelo Bagnasco.



Ebenfalls am Donnerstag wurde bekannt, dass die im Mai geplante 62. Internationale Soldatenwallfahrt nach Lourdes nicht stattfinden wird.



Bei der Telefonseelsorge in Deutschland steigt unterdessen die Zahl der Anrufe zum Coronavirus an. Derzeit drehten sich etwa acht Prozent der täglichen Anrufe um das Thema, sagte der Leiter der Telefonseelsorge Bochum, Ludger Storch, der KNA. Zu Wochenbeginn habe der Anteil noch bei etwa vier Prozent gelegen. Nun meldeten sich Menschen, die an Angststörungen litten und momentan aushäusige Kontakte mieden, sowie ältere und gebrechliche Menschen.



Auch die Islamverbände reagieren mit verstärkten Vorsichtsmaßnahmen. Der türkisch-islamische Moscheeverband Ditib teilte der KNA mit, er habe seinen fast 900 Gemeinden bundesweit empfohlen, bis auf Weiteres auf Großveranstaltungen zu verzichten. Auch der Ditib-Bundesverband habe bereits mehrere Veranstaltungen abgesagt. Zudem werde sich die Freitagspredigt dieser Woche der Corona-Gefahr widmen.



Die Weltorganisation orthodoxer Synagogengemeinschaften in Israel und der Diaspora erließ laut der "Jerusalem Post" Richtlinien, wonach etwa Synagogengottesdienste ab sofort nicht mehr als 100 Teilnehmer haben dürfen. (KNA)