«Charlie Hebdo»-Zeichnerin verteidigt Kritik an Religionen

Eine Zeichnerin des Pariser Satiremagazins «Charlie Hebdo» hat Religionskritik in ihrem Blatt verteidigt. «Wir haben die katholische Religion kritisiert, wir kritisieren den Islam, wir kritisieren Buddhisten dafür, die Rohingya angegriffen zu haben», sagte Zeichnerin Coco dem Sender Franceinfo am Samstag. Man nehme sich das Recht, Religion zu kritisieren, wie man es immer getan habe.

Die Redaktion nahm am Samstag erstmals seit dem Anschlag im Januar 2015 wieder an einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung teil. Beim «Weltforum für Demokratie» in Straßburg diskutierte fast das gesamte Team über Pressefreiheit und über die Schwierigkeit, für ein Satiremagazin zu arbeiten. Chefredakteur Gérard Biard betonte nach Angabe des Senders France Bleu, dass Karikaturen nicht einfach nur zum Lachen bringen sollen, sondern zum Nachdenken anregen müssen.

Seit dem Angriff sei es der Redaktion wichtig gewesen, wieder in Kontakt mit der Öffentlichkeit zu treten, erklärte Coco. Außerdem seien politische Karikaturen in Gefahr. Die Zeichnerin verwies auf die Entscheidung der US-Zeitung «New York Times», ihre politischen Karikaturen in der internationalen Ausgabe komplett einzustellen.

Zwei Islamisten waren am 7. Januar 2015 in die Redaktion von «Charlie Hebdo» eingedrungen und hatten dort zwölf Menschen getötet, unter ihnen mehrere bekannte Zeichner des Blattes. Coco nahm auch Stellung zur aktuellen Kopftuchdebatte in Frankreich.

«Ich bin Feministin, für die Gleichstellung von Männern und Frauen, und ich sehe nicht, wie ich dieses Kleidungsstück verteidigen kann», sagte sie. Tatsache sei, dass das Kopftuch komplett reaktionär sei - allerdings gehöre es auch zum Freiheitsgedanken von «Charlie Hebdo», dass man niemanden daran hindere, es zu tragen.

Der Streit über das Kopftuch war in Frankreich neu entbrannt, weil eine Mutter mit Kopftuch Schüler bei einem Schulausflug begleitet hatte. Ein rechter Politiker forderte sie auf, die Kopfbedeckung abzunehmen, es kam zu einem Tumult. (dpa)