Britin bricht Hungerstreik im iranischen Gefängnis ab

Die Britin Nazanin Zaghari-Ratcliffe hat ihren Hungerstreik in einem iranischen Gefängnis vorzeitig beendet. Die Lage der Frau soll Boris Johnson in seiner Zeit als Außenminister verschlimmert haben.

Die wegen Spionage im Iran inhaftierte Britin Nazanin Zaghari-Ratcliffe hat nach 15 Tagen ihren Hungerstreik abgebrochen. Seine Frau sei von Gefängnismitarbeitern stark unter Druck gesetzt worden, die Aktion zu beenden, sagte ihr Ehemann Richard Ratcliffe dem Sender BBC. Er hatte sich vor der iranischen Botschaft in London dem Hungerstreik seiner Frau angeschlossen.

Die Doppelstaatlerin Zaghari-Ratcliffe war nach einem Besuch bei ihren Eltern 2016 im Iran verhaftet worden. Ihr wurde Spionage vorgeworfen. Erst vor wenigen Tagen hatte die iranische Regierung mitgeteilt, dass die Frau ihre fünfjährige Haftstrafe komplett verbüßen müsse. Damit käme sie erst im Jahr 2021 frei.

Erneut warf der Ehemann dem früheren Außenminister Boris Johnson vor, die Lage seiner Frau verschlimmert zu haben. Johnson - klarer Favorit für das Amt des neuen Premierministers - hatte im Parlament in London gesagt, Zaghari-Ratcliffe habe im Iran Journalisten ausgebildet. Johnson, der als Außenminister häufiger in Fettnäpfchen trat, entschuldigte sich auf Druck später für seine Äußerung.

Am Sonntag zeigte sich Johnson allerdings in einem Interview mit dem Sender Sky News distanzierter: Das Schicksal der Familie verursache ihm zwar große Qualen, doch schuld an der Inhaftierung der Frau sei der Iran und nicht das jetzige oder frühere Außenministerium. Der Iran wirft der Projektmanagerin der Thomson Reuters Stiftung Verschwörung, Zusammenarbeit mit westlichen Geheimdiensten und Spionage vor. Die Frau, die eine kleine Tochter hat, wies die Vorwürfe stets von sich: Sie habe nur ihre Familie besuchen wollen.

Der britische Außenminister Jeremy Hunt hatten der Frau im vergangenen März diplomatischen Schutz zugesichert. Die iranischen Behörden betrachten die Frau jedoch ausschließlich als Iranerin, weil sie keine doppelte Staatsangehörigkeit anerkennen. (dpa)