Brennende Dörfer in Rakhine - Rohingya-Konflikt eskaliert

Nach Angriffen der Arakan Rohingya Salvation Army (ARSA) auf Armee- und Polizeiposten im Norden des Teilstaats Rakhine vergangene Woche eskaliert die Gewalt weiter. Satellitenaufnahmen der Konfliktregion zeigten brennende Dörfer, teilte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) mit.

Die Armee von Bangladesch bot Myanmar unterdessen militärische Hilfe bei der Niederschlagung der ARSA ab. Die ARSA ihrerseits, die angibt, für die Rechte der unterdrückten muslimischen Minderheit der Rohingya zu kämpfen, sprach in einem im Internet veröffentlichten Video von einem "Krieg" gegen die Regierung von Myanmar.

Die Lage in Rakhine gilt seit langem als angespannt. Immer wieder kommt es dort zu Zusammenstößen zwischen myanmarischen Armee- und Sicherheitskräften und bewaffneten Gruppen der Rohingya. Bei dem jüngsten Gewaltausbruch kamen seit Freitag offiziellen Angaben zufolge mehr als hundert Menschen ums Leben. Tausende Rohingya flohen in Richtung Bangladesch.

Letzten Montag hatte der Vatikan bekanntgegeben, dass Papst Franziskus Ende November das südostasiatische Land besuchen will. Zuvor hatte der Papst am Wochenende seine Solidarität mit der muslimischen Minderheit der Rohingya erklärt. Beim Mittagsgebet am vergangenen Sonntag in Rom bekundete er "ungeteilte Nähe" zu dem Volk im Nordwesten Myanmars und rief zu Hilfe für diese Menschen auf. Die politisch Verantwortlichen müssten ihnen "ihre vollen Rechte" geben, verlangte er.

Der Kardinal von Bangladeschs Hauptstadt Dhaka, Patrick D'Rozario, sagte in einer ersten Reaktion, er wäre "nicht überrascht", wenn Franziskus das Problem der Rohingya bei seinem Besuch zur Sprache brächte.

Auch UNO-Generalsekretär Antonio Guterres zeigte sich am Dienstag "zutiefst besorgt" über den Tod von Zivilisten im militärischen Konflikt. Er appellierte an Bangladesch, wie schon seit Jahrzehnten auch weiterhin "großzügig" Rohingya aus Myanmar als Flüchtlinge aufzunehmen.

UN-Menschenrechtshochkommissar Said Raad al-Hussein verurteilte die Gewalt. Die Eskalation in Rakhine sei das Ergebnis jahrzehntelanger systematischer Menschenrechtsverletzungen. Al-Hussein appellierte an alle Beteiligten, die Gewalt zu beenden und rief die politische Führung Myanmars auf, Hetze und Aufstachelung zum Hass zu unterlassen. Zugleich betonte er, die Verantwortlichen für die jüngsten Angriffe müssten zur Verantwortung gezogen werden.

Die muslimischen Rohingya sind im mehrheitlich buddhistischen Myanmar seit Jahrzehnten Opfer von Unterdrückung und Diskriminierung. Ihr Heimatland verweigert ihnen die Staatsbürgerschaft, Bangladesch will rund 400.000 Flüchtlinge wieder zurück nach Myanmar abschieben. Die Situation verschärfte sich in den vergangenen Monaten durch eine Offensive der Armee im Norden des Teilstaates Rakhine, einem traditionellen Siedlungsgebiet der Rohingya. Laut den Vereinten Nationen gehören die in Myanmar verfolgten und rechtlosen Rohingya zu den am stärksten diskriminierten Minderheiten der Welt. (KNA)