Blinken betont vor Gesprächen in Nahost Ziel einer Zwei-Staaten-Lösung

* Blinken vor Treffen mit Netanjahu und Abbas

* Gewalt hat sich zuletzt zugespitzt

* Auswärtiges Amt mahnt zur Zurückhaltung

* Besorgnis über Angriffe auf christliche Einrichtungen

Kairo/Berlin. US-Außenminister Antony Blinken und die Bundesregierung haben Israelis und Palästinenser angesichts der jüngsten Eskalation der Gewalt im Nahost-Konflikt zur Mäßigung aufgerufen. "Ohne Frage ist dies ein sehr schwieriger Moment", sagte Blinken am Montag in Kairo vor seinem Besuch in Tel Aviv. Die US-Regierung bleibe bei ihrer Haltung, wonach eine Zwei-Staaten-Lösung der einzige Weg zu einer dauerhaften Lösung des Konflikts sei.



Bei seinen Gesprächen mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas werde er beide Seiten ermutigen, Schritte zur Deeskalation zu ergreifen.

Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin sagte, auch die Bundesregierung sei "sehr besorgt" über die Entwicklungen. Es müsse jetzt von beiden Seiten alles dafür getan werden, die Lage zu entschärfen. Sie betonte auf Nachfrage, dass man den israelischen Siedlungsbau in den besetzten palästinensischen Gebieten für völkerrechtswidrig halte.

"Wir haben die Meldungen über die Angriffe auf christliche Einrichtungen in Jerusalem mit großer Sorge zur Kenntnis genommen", fügte eine Sprecherin mit Blick auf Ausschreitungen mit jüdischen Extremisten hinzu. "Wir gehen davon aus, dass die israelischen Sicherheitsbehörden ihren internationalen Verpflichtungen nachkommen, die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden und Israel weiterhin dem Schutz der Einrichtungen der christlichen Minderheit vollumfänglich nachkommt."

Seit Jahresbeginn sind bereits mindestens 35 Palästinenser getötet worden, darunter auch Zivilisten. Am Freitagabend hatte ein 21-jähriger Palästinenser vor einer Synagoge in Jerusalem sieben Menschen erschossen und war daraufhin selbst von der Polizei getötet worden. Der Anschlag war der schwerste in Jerusalem seit 2008. Das israelische Militär kündigte eine Verstärkung der Truppen im Westjordanland an. Ministerpräsident Netanjahu hatte zudem einen weiteren Siedlungsbau und eine stärkere Bewaffnung der jüdischen Siedler in den besetzten Gebieten angekündigt.

Nach der Wahl vom November 2022 hat Israel seit einigen Wochen eine streng konservative Regierung unter Beteiligung von religiösen Fundamentalisten und rechten Nationalisten.



Beobachtern zufolge rückt damit eine Zwei-Staaten-Lösung zur Beendigung des Konflikts in weite Ferne. Die USA gelten als wichtigster Partner Israels und maßgeblicher Lieferant von militärischen Gütern. (Reuters)