Berühmtes "Mädchen mit grünen Augen" nach Afghanistan abgeschoben

Die durch ein Pressefoto als "Mädchen mit den grünen Augen" weltberühmt gewordene Afghanin Sharbat Gula ist aus Pakistan in ihre Heimat abgeschoben worden. Die 45-Jährige wurde nach kurzer Inhaftierung wegen falscher Ausweispapiere zurück nach Afghanistan gebracht, wie ein Beamter in der Grenzstadt Torkham bestätigte. In Kabul wurde sie von Präsident Ashraf Ghani empfangen.

Gula wurde aus dem Krankenhaus in Peshawar entlassen, wo sie wegen Hepatitis C behandelt worden war, und zusammen mit ihren vier Kindern an die Grenze gebracht. Um 02.30 Uhr morgens (Ortszeit) habe sie die Grenze nach Afghanistan gemeinsam mit ihren Kindern passiert, sagte der Verwaltungsbeamte Asmatullah Wazir in Torkham. Ein zweiter Beamter bestätigte die Abschiebung. Gula sei von Mitarbeitern der afghanischen Botschaft begleitet worden.

Später kamen Gula und ihre Kinder im Präsidentenpalast in der afghanischen Hauptstadt mit Staatschef Ghani zusammen. Die pakistanischen Behörden hatten Gula im vergangenen Monat beschuldigt, unter einem falschen Namen illegal pakistanische Ausweispapiere erworben zu haben.

Gula erklärte, die Abschiebung breche ihr das Herz. "Afghanistan war nur mein Geburtsland, aber Pakistan ist meine Heimat", sagte sie. "Ich will in Pakistan leben und sterben." Die Abschiebung sei für sie "die schlimmste Sache". Nach eigenen Angaben kam sie als Kind Anfang der 80er Jahre nach Pakistan.

Als "Mädchen mit den grünen Augen" war Gula vor drei Jahrzehnten durch ein Titelbild des Magazins "National Geographic" bekannt geworden. Das damals zwölfjährige Mädchen war 1984 während der sowjetischen Besetzung Afghanistans von dem Fotografen Steve McCurry in einem Flüchtlingslager in Pakistan fotografiert worden. Das Bild stand für die Not afghanischer Flüchtlinge, die in Pakistan eine freundliche Aufnahme fanden.

Insgesamt sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks 1,4 Millionen afghanische Flüchtlinge in Pakistan registriert. Hinzu kommen schätzungsweise eine Million nicht registrierter Flüchtlinge. Die Regierung in Islamabad versucht seit Jahren den Druck auf die Flüchtlinge zu erhöhen, in ihre Heimat zurückzukehren.

In diesem Jahr sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks mehr als 350.000 Afghanen in ihre Heimat zurückgekehrt, bis zum Jahresende dürften nach Schätzungen der  Organisation 450.000 weitere Flüchtlinge heimkehren. (AFP)