Bertelsmann-Studie: Muslime in Deutschland sind besser integriert - aber nicht akzeptiert

Trotz weiter bestehender Vorbehalte in Teilen der Bevölkerung macht die Integration der fast fünf Millionen Muslime in Deutschland einer Studie zufolge Fortschritte. Dies gilt vor allem für den Arbeitsmarkt, wie die am Donnerstag (24.8.2017) von der Bertelsmann-Stiftung veröffentlichte Untersuchung ergab.

Fast alle Muslime fühlen sich demnach mit Deutschland verbunden. Zugleich möchte aber jeder fünfte Bürger Muslime nicht als Nachbarn haben.

Für die Sonderauswertung des bereits zum dritten Mal von der Stiftung veröffentlichten sogenannten Religionsmonitors betrachteten Wissenschaftler die Situation von Muslimen in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Frankreich und Großbritannien. Hierzulande lebten demnach Ende 2015 bis zu 4,7 Millionen Muslime. Dies entspricht einem Bevölkerungsanteil von 5,7 Prozent.

Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland vor allem bei der Integration von Muslimen auf dem Arbeitsmarkt gut ab. Bei deren Erwerbsbeteiligung gibt es laut der Studie keine wesentlichen Unterschiede mehr zur übrigen Bevölkerung. Rund 60 Prozent der Muslime arbeiten Vollzeit, 20 Prozent Teilzeit. Auch die Arbeitslosenquote gleicht sich an. Allerdings verdienen Muslime noch deutlich weniger. Besonders fromme Muslime werden zudem auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt.

Knapp drei Viertel (73 Prozent) der in Deutschland geborenen Kinder von muslimischen Einwanderern wachsen mit Deutsch als erster Sprache auf. Bei den Schulabschlüssen besteht laut der Untersuchung in Deutschland noch Nachholbedarf. Gut ein Drittel (36 Prozent) verlässt bereits vor dem 17. Lebensjahr die Schule, in Frankreich liegt dieser Anteil nur bei elf Prozent.

Die allermeisten Muslime fühlen sich dem Land, in dem sie leben, verbunden. In Deutschland liegt der Anteil bei 96 Prozent. Zudem ist der Kontakt zur nichtmuslimischen Bevölkerung für den allergrößten Teil der Muslime Realität. So geben 84 Prozent der in Deutschland geborenen Muslime an, dass sie ihre Freizeit regelmäßig mit Nichtmuslimen verbringen.

Dennoch bestehen in der Bevölkerung nach wie vor Vorbehalte gegen Muslime. Knapp jeder fünfte Bürger in Deutschland (19 Prozent) gibt an, keine Muslime als Nachbarn haben zu wollen. Grundlage der Studie waren Befragungen Ende 2016 in den beteiligten Ländern. In Deutschland nahmen unter anderem mehr als 1100 Muslime teil.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), zeigte sich erfreut über die Studienergebnisse. "Die Integration von Deutschlands Muslimen ist viel besser als ihr Ruf", sagte Özoguz der "Frankfurter Rundschau". Die Studie räume auch mit dem Vorurteil auf, Muslime würden sich abschotten.

Die Integrationsbeauftragte der Unionsfraktion im Bundestag, Cemile Giousouf (CDU), wertete die Studie als Beleg dafür, dass "gute Bildung, eine starke Wirtschaft und eine verbindliche Integrationspolitik" mehr brächten als "die ewig gestrige Symbolpolitik der politischen Linken".

Grünen-Chef Cem Özdemir erklärte, es gehe voran mit der Integration, zugleich bleibe aber noch einiges zu tun. Entscheidend seien die Chancengleichheit und der Zugang zu guter Bildung. Linksparteichefin Katja Kipping erklärte, wenn sich nun noch "Teile der Regierungsparteien mit Antimigrationsressentiments" zurückhalten würden, klappe es vielleicht auch besser "im täglichen Miteinander". (AFP)

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