Berliner Imam fordert nach Krawallen Härte und Integrationsangebote

Berlin. Nach den Angriffen auf Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr an Silvester hat der Imam der Berliner Dar-as-Salam-Moschee, Mohamed Taha Sabri, konsequente Strafen und Integrationsangebote gefordert. epd-Gespräch: Bettina Gabbe



Der Vorsteher des Moschee-Vereins Neuköllner Begegnungsstätte (NBS) verurteilte im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) die Gewalt in der Silvesternacht. Bilder und Videos der Vorgänge erinnerten an bürgerkriegsartige Zustände: «Rettungskräfte, Männer, Frauen, die uns eigentlich helfen, wurden angegriffen.»



Dabei gehe es nicht um «Gewalt von Integrationsverweigerern, sondern um Gewalt von Jugendlichen, die keine Perspektive haben». «Wir als Zivilgesellschaft haben versagt, sie mitzunehmen», sagte Sabri.



Der Staat müsse «konsequent eingreifen und die Gewalttäter hart bestrafen», forderte er. Gleichzeitig sei ein Ausbau an Bildungs- und sozialen Angeboten nötig. Der Imam plädierte für Ausbildungsmöglichkeiten für Jugendliche aus sozialen Brennpunkten bei Feuerwehr, Polizei und sozialen Einrichtungen. Der Staat müsse diesen Jugendlichen Angebote machen, die ihnen das Gefühl gäben, Teil der Gesellschaft zu sein. Auch Moscheen, Kirchen, Synagogen und Vereine sollten bei solchen Angeboten laut Sabri eine Rolle spielen.



Den Gewalttätern geht es nach Einschätzung des Imams nicht um Ablehnung staatlicher Strukturen, sondern um «Protest gegen den Staat und die Gesellschaft». Die meist jungen Männer fühlten sich alleingelassen: «Ihnen fehlt das Zugehörigkeitsgefühl», vermutet Sabri. Sie seien überzeugt, unerwünscht zu sein.



Der Imam vermutet, dass kriminelle Banden an den Silvesterkrawallen in Berlin beteiligt waren. «Wir müssen dieses Problem beim Namen nennen und nach Lösungen suchen», sagte Sabri. Nach den Übergriffen in der Silvesternacht von 2015 in Köln seien Flüchtlinge, Afghanen und Nordafrikaner als Urheber benannt worden, die ursächlichen Probleme jedoch nicht angegangen worden. Das gelte es in diesem Fall zu verhindern, um nicht rassistische Ressentiments zu schüren.



Bei den Silvesterfeiern war es in mehreren deutschen Städten zu schweren Ausschreitungen gekommen, unter anderem in Berlin. Angesichts teils gezielter Attacken auf Polizisten und Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdiensten wurde der Ruf nach Konsequenzen laut. (epd)