Bedford-Strom zu 9/11: Zivile Konfliktlösung stärken

Hannover. Zum 20. Jahrestag des islamistischen Terroranschlags in New York und Washington hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, den Vorrang ziviler Mittel der Konfliktlösung angemahnt. Sie bräuchten die Verwurzelung in der einheimischen Bevölkerung, betonte er in einem auf Facebook veröffentlichten Video. "Jetzt ist die Zeit, über die massive und nachhaltige Stärkung solcher zivilen Mittel in unseren Strategien der Konfliktlösung noch einmal ganz neu nachzudenken", fügte er hinzu.



Es könne Extremsituationen geben, "in denen man wehrlose Menschen nur mit Waffengewalt schützen kann", räumte der bayerische Landesbischof ein. Doch für ihn sei die "klare Lehre" aus dem Krieg in Afghanistan: "Noch immer trauen wir militärischen Mitteln viel zu viel zu." Billionen Dollar seien für Krieg ausgegeben worden, die so dringend für Entwicklungshilfe gebraucht worden wären. Viele weitere Todesopfer seien zu beklagen, und am Ende hätten die damit verbundenen Ziele trotzdem nicht erreicht werden können.



Auch der EKD-Friedensbeauftragte, Renke Brahms, rief zum Jahrestag der Anschläge vom 11. September dazu auf, die richtigen Lehren aus den Ereignissen, aber auch aus den Reaktionen darauf zu ziehen. Der Krieg gegen den Terror, der von den USA und deren Verbündeten als Folge der Terroranschläge ausgerufen worden sei, habe auch deutlich gemacht, dass Terrorismus letztlich nicht mit militärischen Mitteln bekämpft werden könne, so Brahms.



Es gelte auch heute noch, die Wurzeln des Terrorismus in den Blick zu nehmen. "Wir spüren die Folgen eines globalen Wirtschaftssystems, das in vielen Ländern auch zu sozialer Ungerechtigkeit und damit auch zu Hass auf westliche Staaten und gerade die USA führt, mit entsetzlichen Folgen, wie der Anschlag gezeigt hat", betonte der Friedensbeauftragte.



Brahms sprach auch den religiösen Fundamentalismus an. "Hier sind alle Religionen, nicht nur der Islam, gefordert, sich deutlich gegen einen solchen Irrweg des Glaubens zu positionieren", meinte er. Dazu seien die Gespräche zwischen den Religionen wichtig. Dies stärke das Verständnis für den Glauben anderer Menschen, aber auch die gegenseitige Toleranz. (KNA)