Beauftragte: Religionsdialog ist Prävention - Muslime kritisch

München. Der interreligiöse Dialog ist laut der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung ein Präventionsmittel gegen ein Auseinanderdriften der Gesellschaft. Er bewahre "vor Ideologien, die Religion benutzen, um die Gesellschaft zu spalten", sagte Annette Widmann-Mauz (CDU) am Dienstag. Kontakte zwischen Religionsvertretern zeigten, "dass uns so viel mehr eint, als uns trennen mag". Widmann-Mauz äußerte sich bei einer "Dialogwerkstatt" zum Thema interreligiöser Dialog. Diese Konferenz hatte neben der Integrationsbeauftragten selbst die christliche Eugen-Biser-Stiftung aus München organisiert.

Die Politikerin ergänzte: "Der interreligiöse Dialog führt Menschen zusammen, baut Vorurteile ab. Ein Großteil der Bevölkerung ist gläubig, und zwar auf vielfältige Weise. Je besser sich die Gläubigen verstehen, desto besser ist das für die Gesellschaft."

Widerspruch kam von Burhan Kesici, dem Vorsitzenden des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland und Sprecher des Koordinationsrats der Muslime. Er sehe den Religionsdialog nicht als Prävention: "Damit erreichen wir die, die problematisch sind, nicht." Kesici attestierte dem Austausch indes eine positive Wandlung in den vergangenen Jahren: "Anfangs machte ich die Erfahrung, dass ich mich rechtfertigen musste für bestimmte Positionen, die ich teils gar nicht kannte. Heute läuft der Dialog auf Augenhöhe und es geht weniger um theologische als um gesellschaftliche Fragen."

Der katholische Augsburger Bischof Bertram Meier, Vorsitzender der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog der Deutschen Bischofskonferenz, nannte den Austausch eine doppelte Herausforderung. Er führe zu einem besseren Kennen- und Verstehenlernen anderer sowie dazu, dass man den eigenen Standpunkt überdenke.

Die evangelische Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs betonte, es gehe beim interreligiösen Dialog nicht darum, den anderen vom eigenen Glauben zu überzeugen. Der Dialog lebe vielmehr davon, "dass man sich mit dem Unterschied befreundet". Gemeinsame Grundlage sei: "Man steht gemeinsam für die Würde des Menschen und gegen Gewalt ein."

Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, mahnte, der Religionsdialog dürfe nicht nur von oben, von Spitzenvertretern aus, stattfinden. Es brauche auch einen Austausch von unten, etwa in Schulen. (KNA)