Aserbaidschan startet neue militärische Offensive in Berg-Karabach

Im umkämpften Gebiet Berg-Karabach im Südkaukasus halten die heftigen Gefechte den dritten Tag in Folge an. Stunden vor Beginn einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats startete die aserbaidschanische Armee eine neue Offensive in dem von Armenien unterstützten De-facto-Staat. Durch den neu entbrannten Konflikt wurden seit Sonntag mindestens 95 Menschen getötet.

Die armenischen Streitkräfte hätten in "mehreren Bereichen der Front" auf die aserbaidschanische Offensive reagiert, teilte das armenische Verteidigungsministerium mit. "Der Feind" habe dabei schwere Verluste erlitten.

Ein Sprecher des armenischen Verteidigungsministeriums schrieb im Online-Dienst Facebook von "massivem Artilleriefeuer" aserbaidschanischer Truppen auf armenische Stellungen. Die Truppen bereiteten sich auf einen weiteren Angriff vor.

Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium erklärte seinerseits, mit den Angriffen auf einen "armenischen Versuch einer Gegenoffensive" in Berg-Karabach reagiert zu haben. Es verwies auch auf heftige Kämpfe in der Nacht.

Bei der Offensive auf die Stadt Fizuli seien zehn Kämpfer der armenischen Seite getötet worden, erklärte das aserbaidschanische Ministerium weiter. Zudem seien vier armenische Panzer sowie ein weiteres gepanzertes Fahrzeug zerstört worden.

Insgesamt wurden seit Beginn der Kämpfe am Sonntag 95 Todesopfer gemeldet, darunter neun aserbaidschanische und zwei armenische Zivilisten. Aserbaidschan meldete bislang keine Opfer unter seinen Streitkräften. Die pro-armenischen Behörden in Berg-Karabach veröffentlichten jedoch Videos aus der Kampfzone, in der angeblich die Leichen aserbaidschanischer Soldaten zu sehen waren.

Der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um das umstrittene Gebiet Berg-Karabach schwelt bereits seit Jahrzehnten. Nach einem blutigen Krieg mit 30.000 Toten hatte das ehemals autonome sowjetische Gebiet Anfang der 90er Jahre seine Unabhängigkeit von Aserbaidschan erklärt. Die von pro-armenischen Kämpfern kontrollierte Region wird jedoch von keinem Land als eigener Staat anerkannt und gilt international nach wie vor als Teil Aserbaidschans. Militärisch und wirtschaftlich wird es jedoch von Armenien unterstützt.

Wie die Nachrichtenagentur AFP aus Diplomatenkreisen erfuhr, beschäftigt sich der UN-Sicherheitsrat am Dienstagabend ab 23.00 Uhr mit dem Berg-Karabach-Konflikt. Das Treffen findet demnach hinter verschlossenen Türen statt. International besteht die Befürchtung, dass sich der Konflikt in der Region ausweiten könnte. Im Südkaukasus ringen Russland und die Türkei um Einfluss. (AFP)