Algerischer Autor Kamel Daoud will sich nicht mehr öffentlich äußern

Nach scharfer Kritik an seinen Äußerungen über die Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht in Köln will sich der algerische Schriftsteller Kamel Daoud nicht mehr öffentlich äußern. Daoud schrieb in der französischen Zeitung "Le Monde" vom Samstag, er werde sich künftig nur noch mit Literatur beschäftigen und seine journalistische Arbeit "in Kürze" beenden.

Daoud hatte nach der Kölner Silvestergewalt unter anderem in "Le Monde" und der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" über das "kranke Verhältnis zur Frau, zum Körper und zum Begehren" in den arabischen Ländern geschrieben. Frauen würden dort "verleugnet, abgewiesen, getötet, vergewaltigt, eingeschlossen oder besessen". "Das Geschlecht ist das größte Elend in der Welt Allahs", schrieb Daoud.

In der vergangenen Woche warf eine Gruppe von Historikern, Soziologen und Philosophen dem Autor und Journalisten in einem offenen Brief vor, mit seinem Text Islamfeindlichkeit zu schüren. Daoud bezeichnete die Kritik als "illegitim", weil sie aus westlichen Hauptstädten und von Caféterrassen komme, "wo Bequemlichkeit und Sicherheit herrschen".

"Das ist so, als ob ein algerischer Akademiker von einem italienischen Intellektuellen verlangen würde, nicht mehr über dieses Land zu schreiben", sagte er der Nachrichtenagentur AFP.

Trotzdem will er sich nun aus der öffentlichen Debatte zurückziehen. Er werde lesen und forschen und sich aus dem "Spiel der Wellen und der Medien" heraushalten", erklärte Daoud, der in der algerischen Zeitung "Le Quotidien d'Oran" eine Kolumne schreibt. Für seinen ersten Roman "Der Fall Meursault - Eine Gegendarstellung" hatte er im Jahr 2015 den Prix Goncourt, den wichtigsten französischen Literaturpreis, erhalten. (AFP)

Kamel Daouds Roman "Meursault – Contre-Enquête": Einen Araber töten