Algerische Autorin Assia Djebar ist tot

Sie war eine der renommiertesten Autorinnen aus dem Maghreb. Assia Djebar schrieb über die Verbrechen des Kolonialsystems, den Geschlechterkampf und wurde in Algerien zum Symbol weiblicher Emanzipation.

Die Autorin und Filmemacherin starb am Freitag (06.02.2015) im Alter von 78 Jahren in einem Krankenhaus in Paris, wie der algerische Rundfunk am Samstag berichtete. Assia Djebar kämpfte für die Emanzipation algerischer Frauen und die demokratische Erneuerung Algeriens. Auch wenn sie von sich selber behauptete, keine politische Schriftstellerin zu sein, galt sie als eben solche.

Djebar wurde 1936 unter dem Namen Fatima Zohra Imalayène in Cherchell in Algerien geboren. Im Alter von 18 Jahren ging sie nach Frankreich, wo sie als erste Algerierin an einer Eliteuniversität aufgenommen wurde. Aus Solidarität mit dem algerischen Befreiungskampf ging sie auf die Straße und schrieb 1957 in nur zwei Monaten ihren ersten Roman: "La Soif", der 1993 unter dem Titel "Die Zweifelnden" auf Deutsch erschien. Das Debüt war gleich ein Erfolg und machte sie berühmt. Ein Jahr später folgte "Les Impatients" ("Die Ungeduldigen"). Djebar schrieb mehr als 15 Romane sowie Kurzgeschichten und Gedichte. Ihre Bücher, die sie auf Französisch schrieb, wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Ihre Romane und Filme handeln von der Geschichte ihres Heimatlandes, vom Kolonialismus und der Rolle der Frau in der islamischen Welt. Die 78-Jährige wurde in ihrem Land zum Symbol weiblicher Emanzipation.

Für Aufsehen sorgte Djebar 1996 mit dem Roman "Weißes Algerien", der besonders politisch geprägt ist. Auf 240 Seiten beschrieb sie zugleich ihr Entsetzen über die Kontinuität der Gewalt und die Liebe zu ihrem Heimatland.

Djebar galt als eine der renommiertesten und einflussreichsten Autorinnen aus dem Maghreb und wurde in den vergangenen Jahren mehrfach als Anwärterin für den Literaturnobelpreis gehandelt. Sie lehrte an Universitäten in Algerien, Frankreich und den USA. Für ihr Gesamtwerk wurde sie 1996 von einer internationalen Jury an der Universität von Oklahoma mit dem bedeutendsten Literaturpreis der USA, dem Neustadt-Literaturpreis, ausgezeichnet. Im Jahr 2000 erhielt sie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, der ihr zuerkannt wurde, weil sie eine mutige Frau sei, die ihre Wut über Terror und Gewalt laut werden lasse wie einen Schrei um Hilfe.

2005 wurde sie in die renommierte Académie française aufgenommen. Für ihren ersten Film "La Nouba des Femmes du Mont Chenoua" bekam sie 1979 den Kritikerpreis bei den Filmfestspielen in Venedig, ihr Dokumentarfilm "La Zerda ou les chants de l'oubli" erhielt bei der Berlinale 1982 einen Sonderpreis der für den besten historischen Film. Für Djebar selbst war Schreiben ein "Alarmsignal", eine Zwiesprache mit den Opfern der Gewalt. "Solange man lebt, durchströmt einen das Bedürfnis zu erzählen als einziger Antrieb."

Assia Djebar soll nach Medienberichten in der kommenden Woche in ihrer Heimatstadt Cherchell westlich von Algier beerdigt werden. (dpa, afpd, Munzinger)