Algeriens langjähriger Präsident Bouteflika gestorben

Algier. Algeriens langjähriger Staatschef Abdelaziz Bouteflika ist tot. Der Ex-Präsident starb im Alter von 84 Jahren, wie das algerische Staatsfernsehen berichtete. Bouteflika stand 20 Jahre an der Spitze Algeriens. Im April 2019 hatte er unter dem Druck von wochenlangen Massenprotesten und des Militärs schließlich seinen Rücktritt erklären müssen.



Seither hielt sich der ehemalige Machthaber in seiner Residenz in Zeralda westlich von Algier auf. Der private TV-Sender El Hayet berichtete am Samstag, Bouteflika sei dort am Vorabend um 22.00 Uhr (Ortszeit) gestorben.



Der Ex-Präsident war seit Jahren gesundheitlich schwer angeschlagen. Bereits 2013 hatte er sich nach einem Schlaganfall weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Bei seiner Rücktrittserklärung am 2. April 2019 wurde er das letzte Mal im Fernsehen gesehen.



Die Reaktionen auf die Nachricht vom Tod Bouteflikas blieben in dem nordafrikanischen Land überschaubar. Das öffentliche Interesse an seiner Person hatte während seiner Abwesenheit in den vergangenen Jahren bereits nachgelassen.



Bouteflikas Nachfolger Abdelamadjid Tebboune würdigte den Ex-Staatschef am Samstag als Kämpfer im Unabhängigkeitskrieg gegen Frankreich. Die Flaggen würden aus Respekt für den Verstorbenen drei Tage lang auf Halbmast gesetzt.



Auf den Straßen Algiers gaben viele Bewohner an, Bouteflika werde nicht vermisst werden. "Er verdient keine Würdigung, weil er nichts für das Land getan hat", sagte Gemüsehändler Rabah. Malek, Telekommunikations-Angestellter, sagte, Bouteflika habe es "trotz seiner langen Herrschaft nicht geschafft, das Land zu reformieren".



Selbst die staatlichen Sender begrenzten ihre Berichterstattung auf die Nachricht vom Tod Bouteflikas. Sondersendungen zu dessen Person gab es nicht. Das Begräbnis sollte am Sonntag auf dem El-Alia-Friedhof stattfinden, wo auch Amtsvorgänger und andere Unabhängigkeitskämpfer begraben sind.



Bouteflika amtierte von 1999 bis 2019 als Präsident. Seine Herrschaft war von Korruption geprägt. Die Algerier fragten sich zunehmend, wie ein derart ölreiches Land eine schlechte Infrastruktur und hohe Arbeitslosigkeit aufweisen konnte, die zu hoher Abwanderung führte.



Vielen Algeriern galt Bouteflika indes zunächst als der Mann, dem sie das Ende der "nationalen Tragödie" verdankten. Damit sind die Jahre des gewaltsamen Konflikts zwischen Sicherheitskräften und bewaffneten islamistischen Gruppen gemeint.



In dem Konflikt wurden Schätzungen zufolge zwischen 1992 und 2002 etwa 200.000 Menschen getötet. Unter Bouteflikas Herrschaft wurden Amnestiegesetze für aufständische Islamisten beschlossen, die der Gewalt abschworen.



Als der Arabische Frühling 2011 die autoritär regierten Staaten in Nordafrika und im Nahen Osten erschütterte, bewies der von seinen Gegnern als Marionette des Militärs geschmähte Präsident taktisches Geschick. Während seine Kollegen in den Nachbarstaaten auf Unterdrückung setzten, kündigte Bouteflika Reformen an.



Zwar wurden diese von der Opposition als unzureichend kritisiert, doch weitere Proteste blieben zunächst aus. Menschenrechtsorganisationen kritisieren bis heute eine Repression von Opposition und Medien in Algerien.



Die Parlamentswahl im Mai 2012 gewann Bouteflikas Partei Nationale Befreiungsfront (FLN) deutlich. Er selbst blieb fest im Sattel und regierte weiter mit harter Hand. Auch aus seiner vierten Präsidentschaftswahl 2014 ging Bouteflika als klarer Sieger hervor. Dabei hatte es bis in den Sicherheitsapparat hinein Widerstand gegen seine Kandidatur gegeben.



Angesichts seiner angeschlagenen Gesundheit gingen viele Beobachter davon aus, dass er nicht mehr die Fäden in der Hand hielt. Dennoch wollte er 2019 für eine fünfte Amtszeit kandidieren. Damit brachte er große Teile der Bevölkerung gegen sich auf. Es folgten Massenproteste, die schließlich zu Bouteflikas Rücktritt führten. (AFP)