Algerien bricht diplomatische Beziehungen zu Marokko ab

Algier - Nach monatelangen Spannungen hat Algerien die diplomatischen Beziehungen zu Marokko abgebrochen. Der algerische Außenminister Ramtane Lamamra warf dem Nachbarland am Dienstag eine "feindliche" Haltung vor. Frankreich rief beide Länder am Mittwoch zum Dialog auf.

Algerien und Marokko werfen sich gegenseitig vor, Separatisten im jeweils anderen Land zu unterstützen. Nun sieht die Regierung in Algier eine rote Linie überschritten: Außenminister Lamamra sagte, die marokkanischen Sicherheitsdienste führten "einen verabscheuungswürdigen Krieg gegen Algerien, sein Volk und seine Führer". Die Geschichte habe gezeigt, dass "Marokko es nie aufgegeben hat, feindselige Akte gegen Algerien auszuführen".



Das marokkanische Außenministerium bezeichnete das algerische Vorgehen als "komplett ungerechtfertigt". Der Schritt sei aber "angesichts der Eskalationslogik, die wir den vergangenen Wochen beobachtet haben, erwartet" worden, erklärte das Ministerium. Algeriens Entscheidung zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen lägen "falsche und sogar absurde Vorwände" zugrunde.



Das französische Außenministerium rief beide Regierungen zum "Dialog" auf, "um Stabilität und Wohlstand zu gewährleisten". Algerien galt bis zur Unabhängigkeit 1962 als Teil Frankreichs, der größte Teil Marokkos war bis 1956 französisches Protektorat.



Algerien hatte bereits im Juli seinen Botschafter aus der marokkanischen Hauptstadt Rabat zu Konsultationen zurückgerufen, nachdem der marokkanische Gesandte bei den Vereinten Nationen, Omar Hilale, sich für die Selbstbestimmung der Kabylei ausgesprochen hatte. Algier hatte daraufhin erklärt, es werde die Beziehungen zwischen den beiden Ländern "überprüfen" und "die Sicherheitskontrollen an den Westgrenzen verstärken". Die Grenze zwischen Algerien und Marokko ist bereits seit 1994 offiziell geschlossen.



Algerien wirft Marokko vor, die von Algier als Terrororganisation eingestufte Bewegung für die Selbstbestimmung der Kabylei (MAK) zu unterstützen. Die Bewegung kämpft für die Unabhängigkeit der berbersprachigen Region im Nordosten Algeriens. Die algerischen Behörden machen MAK zudem für die verheerenden Waldbrände im August verantwortlich. Dabei kamen mindestens 90 Menschen ums Leben, darunter mehr als 30 Soldaten.



Weiterer Streitpunkt zwischen den Ländern ist die Normalisierung der diplomatischen Beziehungen zwischen Marokko und Israel. Sie ist eine Gegenleistung für die Anerkennung der marokkanischen "Souveränität" über die Westsahara durch die USA. Algier unterstützt traditionell die Palästinenser im Nahost-Konflikt. (AFP)