Aktivistin Al-Hathlul will weiter für Gerechtigkeit kämpfen

Riad. Die auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassene Frauenrechtlerin Ludschain al-Hathlul will in Saudi-Arabien weiter für Gerechtigkeit kämpfen. «Sie ist sehr entschlossen, alle Mittel im saudischen Rechtssystem zu nutzen, alle Möglichkeiten auszuschöpfen», sagte ihre Schwester Alia al-Hathlul am Donnerstag in einer Videoschalte mit Journalisten. «Sie wurde gefoltert und kann diese sehr dramatische Zeit ihres Lebens nicht vergessen.» Sie strebe «echte Gerechtigkeit» an, sagte Schwester Lina.



Ludschain al-Hathlul, eine der bekanntesten Aktivistinnen für Frauen- und Menschenrechte in Saudi-Arabien, war am Mittwoch aus ihrer Haft entlassen worden. Für sie gilt eine drei Jahre lange Bewährungsstrafe und ein Reiseverbot von fünf Jahren. Al-Hathlul will sowohl ihre Verurteilung anfechten und in einem weiteren Gerichtsverfahren belegen, dass sie während ihrer Gefangenschaft gefoltert wurde.



Einige Beobachter bewerteten die Freilassung Al-Hathluls auch als Versuch des Königshauses in Riad, Spannungen mit der neuen US-Regierung unter Präsident Joe Biden zu verringern. Anders als sein Vorgänger Donald Trump hat Biden die Lage der Menschenrechte in Saudi-Arabien offen kritisiert und einen härteren Kurs gegenüber Riad angekündigt. Anfang Januar hatten Saudi-Arabien und dessen Verbündete am Golf auch ihre jahrelange Blockade gegen Katar beendet.



Biden habe deutlich zu Al-Hathluls Freilassung beigetragen, sagte ihre Schwester Alia. «Danke, Mister President», sagte sie. Biden hatte Al-Hathlul am Mittwoch als starke Kämpferin für Frauenrechte bezeichnet und von einer «willkommenen Nachricht» gesprochen. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman hatte vor einigen Tagen auch eine Reihe von Justizreformen angekündigt, die Transparenz schaffen und die Menschenrechtslage verbessern sollen. Lina Al-Hathlul bezeichnete die vom Kronprinzen angestoßenen Reformen als «Süßigkeiten für den Westen». (dpa)