Aiman Mazyek zum Ramadan: Hochsaison wie Weihnachten

Der Ramadan naht. Auch in Deutschland werden viele Gläubige wieder fasten und Moscheegemeinden abends zum Iftar einladen. Flüchtlinge aus islamisch geprägten Ländern sind dabei. Auch auf nicht-muslimischer Seite wird mit großem Interesse gerechnet. Zum Fastenmonat Ramadan rechnet der Zentralrat der Muslime (ZMD) mit großem Zulauf zu den Moscheegemeinden in Deutschland. Er habe keine Sorge, dass sich die politischen Turbulenzen zwischen der Türkei und Deutschland negativ auswirken könnten, sagt der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek in Köln.

Nimmt die Bedeutung des Ramadan ab oder sogar eher noch zu, weil mit den Flüchtlingen viele Muslime zu uns gekommen sind?

Aiman Mazyek: Der Ramadan ist bedeutungsvoller geworden. Vor zehn Jahren wusste hier niemand, was Iftar ist - das feierliche abendliche Fastenbrechen. Heute kann man es schon fast als einen Teil gelebten Brauchtums sehen. Mit den Flüchtlingen und Zuwanderern sind die Moscheegemeinden gewachsen, sie haben zu Veränderungen beigetragen. Ramadan ist eine Hochsaison, vergleichbar vielleicht mit der Weihnachtszeit. Dann werden die Moscheegemeinden verstärkt aufgesucht, es kommen viele zum Beispiel zu den Nachtgebeten, da wird zum Teil schon mit erheblichem Platzmangel gerechnet.

Wie streng ist die religiöse Pflicht des Fastens? Legen die Muslime in Deutschland das nicht zunehmend locker-flexibel aus?

Mazyek: Das Geheimnis des Fastens ist, dass niemand von außen erkennen kann, wie man es damit hält. Es ist eine ganz intime Sache zwischen Gott und dem Gläubigen. Für viele Muslime ist es ein herausragender Pfeiler des Glaubens. Wir versetzen uns auch solidarisch in die Rolle der Menschen weltweit, die nichts zu essen und zu trinken haben, während es für uns ja nur einige Stunden der Entbehrung sind. Im Ramadan ist der Einsatz für Bedürftige und die Spendenbereitschaft traditionell besonders hoch.

Viele Gemeinden laden zum abendlichen Fastenbrechen auch Nicht-Muslime ein, Stichwort Begegnung - wird das angenommen?

Mazyek: Das wird sehr gut angenommen. Ich habe auch keine Bedenken, dass nach den türkisch-deutschen Turbulenzen weniger Einladungen zum Iftar angenommen werden. Im Gegenteil. Ich glaube sogar, dass die Moscheegemeinden noch stärker frequentiert werden. Solche Anlässe werden auch genutzt, um Fragen zu stellen, da entwickeln sich oft intensive Dialogabende.

Es wird wieder viel über Islam-Feindlichkeit und Vorbehalte gegenüber Muslimen berichtet - wie empfinden Sie die Stimmung?

Mazyek: Rechtsnationale werden erneut selbst so friedliche Anlässe wie den Ramadan als angebliche Islamisierung Deutschlands darstellen. Ihnen geht es um die Spaltung der Gesellschaft. Wir werden uns dem gerade im Ramadan friedlich entgegensetzen (...) und klar machen: Wir sind deutsche Muslime und unser Präsident heißt Frank-Walter Steinmeier und unsere Kanzlerin Angela Merkel. Dabei ist es okay, dass sich weiterhin ein Teil der Menschen auch der Türkei verbunden fühlt. (dpa)

Aiman Mazyek (48) aus Aachen ist Publizist, Politikberater, seit 2010 ZMD-Vorsitzender. Derzeit hat er auch den Vorsitz des Koordinationsrats der Muslime (KRM) inne, der unter den vier Mitgliedern - darunter ZMD oder DITIB - wechselt.