Aiman Mazyek bezeichnet Diskussion über Ditib als "bigott"

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, hat sich in der Diskussion um eine zu große Türkeinähe hinter den Islamverband Ditib gestellt. Man wisse seit langer Zeit, dass Ditib-Imame aus der Türkei bezahlt werden, sagte Mazyek am Mittwoch bei einer Veranstaltung der SPD-Bundestagsfraktion in Berlin. 30 Jahre lang habe man nichts gesagt, in denen Alternativen hätten überlegt werden können. "Jetzt Systemkritik anzusetzen, finde ich insofern etwas bigott", sagte Mazyek.

Nach der Spitzelaffäre im Islam-Verband Ditib hatte dessen Generalsekretär Bekir Alboga Konsequenzen angekündigt. "Die Konsequenzen kommen", sagte er auf einer Veranstaltung der SPD-Bundestagsfraktion am Mittwoch in Berlin. Dabei ging es um die Partizipation von Muslimen in der Gesellschaft. Auf einem Podium mit Vertretern des Islams in Deutschland wurde vor allem aber über die weitere Zusammenarbeit mit dem Türkei-nahen Dachverband Ditib diskutiert. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann forderte dazu auf, weiter an der Unabhängigkeit zu arbeiten.

Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) - mit rund 900 Moscheegemeinden der größte Islamverband in Deutschland - kooperiert eng mit der Religionsbehörde Diyanet in der Türkei. Sie entsendet und bezahlt die Imame für die deutschen Gemeinden. Seit dem Putsch in der Türkei und dem kürzlichen Eingeständnis, dass Ditib-Imame in Deutschland als Spitzel gegen Gülen-Anhänger tätig geworden sind, steht die Zusammenarbeit mit dem Verband in der Kritik.

Er ist etwa Partner beim islamischen Religionsunterricht und bei den Lehrstühlen für islamische Theologie an deutschen Universitäten. Auch bei der Deutschen Islamkonferenz sitzt Ditib mit am Tisch. Das Bundesinnenministerium will den Dialog auch nach der Spitzelaffäre fortsetzen, wegen der inzwischen der Generalbundesanwalt ermittelt.

Alboga sagte, Diyanet sei die spirituelle Instanz für Ditib. Die Behörde vertrete eine Theologie, die auf Vernunft genauso viel Wert lege wie auf die Offenbarung und damit viel zur Entwicklung eines in Deutschland geprägten Islam beitrage. Es sei auch ein System, das gegen Radikalisierung arbeite. "Wenn man das abschafft, haben wir ein großes Problem in Deutschland", sagte Alboga. (epd)

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