Afghanistan: Proteste für mehr Teilhabe der Bürger am Friedensprozess

Kabul. In Afghanistan haben hunderte Aktivistinnen und Aktivisten bei einer Kundgebung gefordert, die gesamte Gesellschaft in die Friedensgespräche einzubeziehen. «Unsere Stimmen müssen gehört und miteinbezogen werden», hieß es in einer Erklärung, die nach Angaben der Veranstalter mehr als 1300 Teilnehmer am Montag in der Hauptstadt Kabul unterzeichneten.



Die Aktivisten forderten die Regierung, die militant-islamistischen Taliban und die internationale Gemeinschaft demnach dazu auf, alle Teile der Gesellschaft - von der Jugend bis hin zu religiösen Minderheiten - und nicht nur die politischen Eliten in den Friedensprozess einzubeziehen.



Sie forderten zudem den Abzug der internationalen Truppen aus dem Land. Dies müsse allerdings auf verantwortungsvolle Weise geschehen, und dabei müsse die Sicherheit der Afghanen im Vordergrund stehen, hieß es in der Mitteilung weiter.



«Wenn diese Stimmen jetzt nicht gehört werden, wann dann?», kommentierte die Vertretung der EU in Afghanistan die Versammlung. Der Aufruf der Aktivistinnen und Aktivisten fällt in eine Zeit, in der die USA versuchen, den Friedensprozess in Afghanistan zu beschleunigen. Unter US-Präsident Donald Trump hatte Washington mit den Taliban einen Abzug der internationalen Truppen bis 1. Mai vereinbart. Im Gegenzug dazu gingen die Taliban mit der Regierung in Kabul direkte Friedensgespräche ein. Diese laufen seit September im Golfemirat Katar, allerdings ohne nennenswerte Fortschritte. Eine US-initiierte Afghanistan-Konferenz in der Türkei im April soll den Prozess voranbringen. Beobachter befürchten, dass bei einem Abzug der internationalen Truppen ohne politische Lösung des Konflikts das Land in einen neuen Bürgerkrieg abdriften könnte. (dpa)