AfD, Umwelt, Islam: Bischöfe sprechen über politische Fragen

Die Palette der Themen war groß: Islam, Terrorismus, Umwelt, AfD. Und natürlich ging es den 67 katholischen deutschen Bischöfen bei ihrer Herbstvollversammlung auch um die Ökumene.

Der Beginn einer Liebe ist es ganz bestimmt nicht. Als der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Donnerstag in Fulda erklärte, mit Blick auf die im Bundestag vertretenen Parteien gebe es "keine generelle Gesprächsverweigerung", spiegelte das die Haltung wider, die sich bei der Herbstvollversammlung der Bischöfe zum Konsens Richtung AfD entwickelt hatte: Die Rechtspopulisten sitzen jetzt im Reichstag, und es macht keinen Sinn, das zu ignorieren. Allerdings müsse auch ein Gesprächsinteresse von der anderen Seite formuliert werden, und dann müsse geschaut werden, wie dem entsprochen werden könne. Es dürfe keinesfalls nur darum gehen, später sagen zu können, es habe einen Dialog gegeben.

Wie das Thema AfD, so waren auch anderen Themen der Bischofsversammlung stark politisch: Am Mittwoch hatten sich die Bischöfe mit Hans Joachim Schellnhuber einen hochkarätigen Referenten eingeladen. Der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung sprach über Ursachen und Folgen des Klimawandels. Deutlich wurde: Die Kirche sieht sich spätestens seit dem päpstlichen Lehrschreiben zu Umweltfragen aus dem Jahr 2015 auch selbst in der Pflicht zum Handeln. Entsprechend kündigten die Bischöfe ein stärkeres Engagement an. Sie wollen dazu beitragen, persönliche, gesellschaftliche und politische Leitbilder zu wandeln. Die Kirche selbst müsse ein Ort "der Sensibilisierung für einen umweltbewussten und solidarischen Lebensstil" sein.

Am Tag davor war es um die weitere Marschrichtung für den Dialog mit den Muslimen gegangen: Trotz einer nüchternen Bestandsaufnahme soll der christlich-islamische Gesprächsfaden nicht unterbrochen werden. Es sei nicht sinnvoll, eine Religion allgemein als gewaltbereit zu sehen, hieß es. Zugleich irritieren fundamentalistische Strömungen und der innerislamische Umgang damit. Die Bischöfe nehmen es als schmerzlich wahr, dass kriminelle Extremisten sich auf eine Religion berufen. Deutlich erschwert bewerten die Bischöfe nach dem Putschversuch in der Türkei auch die Gespräche mit dem deutsch-türkischen Moscheeverband Ditib. Doch auch die sollen weiter gehen.

"Sehr zufrieden" zeigte sich Marx mit dem Verlauf des Reformations-Gedenkjahres. Der "Grundwasserspiegel der Freundschaft" zwischen Katholiken und Protestanten sei eindeutig gestiegen. Ohne Freundschaft könne es kein Verstehen geben, erklärte er. Differenzen, auch im sozialethischen Bereich, sollten deswegen aber nicht verschwiegen oder zugekleistert werden. Bei der Pressekonferenz wurde Marx dann nach einem Zitat des früheren Vorsitzenden des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, gefragt.

Der hatte gesagt, er erwarte sich bis zum Ökumenischen Kirchentag 2021 einen Durchbruch mit Blick auf die wechselseitige Zulassung zur katholischen Eucharistie und zum evangelischen Abendmahl. Marx Reaktion auf Huber, einst Erfinder der "Ökumene der Profile", war klar: Es sei "nicht hilfreich", konkrete Daten zu nennen. Zeitdruck bringe eine Sache nicht voran. Auf katholischer Seite befassen sich derzeit zwei Kommissionen, nämlich die für Glaubensfragen und die für Ökumene, mit der praktischen Umsetzung: Wie soll beispielsweise künftig mit gemischt-konfessionellen Paaren umgegangen werden?

Ganz zum Schluss und nach dem offiziellen Ende der Vollversammlung beschäftigten die Bischöfe sich dann mit sich selbst: Im Stadtschloss stand ein Festakt an, bei dem die Bischöfe der Gründung der Deutschen Bischofskonferenz vor 150 Jahren gedachten. Der Bochumer Fundamentaltheologe Hermann Josef Pottmeyer ermunterte dabei die Christen vor Ort zu stärkerem Engagement. Papst Franziskus habe sowohl die Ortskirchen mit allen ihren Mitgliedern als auch die Bischofskonferenzen aufgewertet.

Indirekt regte Pottmeyer auch eine Synode, also eine große Kirchenversammlung, an: "Sollte sich angesichts des tiefgreifenden Umbruchs, vor dem die Kirche in unserm Land steht, wieder der Wunsch und Bedarf nach einem gemeinsamen synodalen Unternehmen ergeben, in Rom würde man heute dafür auf offene Ohren und Türen stoßen." (KNA)