Äthiopiens Mega-Staudamm-Projekt am Nil sorgt für Streit

Der Bau des größten Staudamms in Afrika durch Äthiopien sorgt schon seit Jahren für Streit. Am Montag treffen sich Vertreter der drei Konflikt-Parteien Ägypten, Äthiopien und Sudan erneut zu Gesprächen unter Vermittlung der Afrikanischen Union (AU). Die flussabwärts gelegenen Nil-Anrainer-Staaten Sudan und Ägypten fürchten um ihre Wasserversorgung während der Flutung der Grand-Ethiopian-Renaissance-Talsperre (GERD), vor allem in Trockenperioden.

Äthiopien hatte sich bereits mehrfach der Einführung eines rechtlich verbindlichen Streitbeilegungsverfahrens widersetzt. Die ägyptische Wasserversorgung etwa hängt zu 97 Prozent vom Nil ab. Vermittlungsversuche der Afrikanischen Union (AU) blieben bislang erfolglos. Ein Überblick über die wichtigsten Eckpunkte des Mega-Projekts.



Die Region

Mit 6695 Kilometern ist der Nil einer der längsten Flüsse der Welt und ein wichtiger Wasser- und Energie-Lieferant in einer oft trockenen Region. Der Weiße und der Blaue Nil treffen in der sudanesischen Hauptstadt Khartum aufeinander, von wo aus der Nil durch Ägypten ins Mittelmeer fließt. Der äthiopische Stausee am Oberlauf des Blauen Nils soll nach seiner Füllung rund 74 Milliarden Kubikmeter fassen.



Afrikas größter Staudamm

Äthiopien begann 2011 etwa 30 Kilometer von der Grenze zum Sudan mit dem Bau des Staudamms. 1,8 Kilometer lang mit einer 145 Meter hohen Staumauer ist die Grand-Ethiopian-Renaissance-Talsperre. Das 4,2 Milliarden Dollar (rund 3,6 Milliarden Euro) teure Projekt soll nach seiner Fertigstellung etwa 6450 Megawatt Jahresleitung produzieren. Damit wäre es Afrikas größtes Wasserkraftwerk und würde die Stromproduktion Äthiopiens mit einem Schlag verdoppeln. Derzeit leben mehr als die Hälfte der 110 Millionen Menschen in Äthiopien ohne Stromversorgung.



Ägypten braucht Wasser

Ägyptens knapp einhundert Millionen Einwohner sind auf das Nil-Wasser angewiesen. In dem trockenen Land liefert der Nil 97 Prozent des Wassers für die Menschen und die Landwirtschaft. Die Regierung in Kairo beruft sich bei den Verhandlungen mit Äthiopien auf einen Vertrag aus dem Jahr 1929. Darin wurde Ägypten ein bedeutender Teil des Nil-Wassers zugesprochen sowie ein Vetorecht bei Bauwerken flussaufwärts eingeräumt. In einem zweiten Abkommen von 1959 wurden Ägypten etwa 66 Prozent des Fluss-Wassers zugesprochen, dem Sudan rund 22 Prozent. Äthiopien war nicht Teil dieser Abkommen.

2010 schlossen die Anrainerstaaten am Oberlauf des Nils einen eigenen Vertrag ohne Ägypten und den Sudan, die sogenannte Kooperationsrahmenvereinbarung. Demnach sind Bauprojekte auch ohne die Zustimmung aus Kairo erlaubt.



Langwierige Verhandlungen

Neun Jahre lang konnten sich Ägypten, der Sudan und Äthiopien nicht auf ein Abkommen zur Nutzung des GERD-Staudamms einigen. Äthiopien, dessen Wirtschaft zu den am schnellsten wachsenden in Afrika zählt, beteuert regelmäßig, der Staudamm werde die Wassermenge flussabwärts nicht beeinflussen.

Ägypten hingegen befürchtet, dass die Füllung des Stausees die Wassermenge flussabwärts reduzieren wird und sieht den Damm als Bedrohung seiner Existenz. Der Sudan spricht von einem "großen Risiko" für das Leben von Millionen Menschen, sollte Äthiopien ohne eine Einigung den Stausee füllen. (AFP)