Ägyptischer Großimam kritisiert falsches Polygamie-Verständnis

Der Großimam der Kairoer Al-Azhar-Moschee Ahmad Mohammad Al-Tayyeb hat sich kritisch zum Thema Polygamie geäußert. Die im Islam verbreitete Praxis der Vielehe komme aus mangelndem Verständnis des Korans und stelle oft eine Ungerechtigkeit gegenüber Frauen und Kindern dar, sagte er laut örtlichen Medienberichten vom Wochenende in seiner wöchentlichen TV-Sendung. Für ein Verbot der Vielehe sprach sich der muslimische Geistliche nicht aus.

Wer den entsprechenden Koranvers über die Vielehe vollständig lese, erkenne, dass die Monogamie die Regel und Polygamie eine eingeschränkte Ausnahme sei, so Al-Tayyeb.

Als wichtigstes Gut bezeichnete er das Wohlergehen der Frau. Der Koran verlange für die Vielehe Fairness. Fehle diese, sei es verboten, mehr als eine Frau zu haben.

Nach ägyptischem Recht muss der Ehemann seine Erstfrau informieren, wenn er eine zweite Frau heiraten will. Lehnt diese die Pläne ab, kann sie sich binnen eines Jahres nach der zweiten Eheschließung scheiden lassen.

Die Al-Azhar-Moschee ist die älteste Moschee Kairos und eines der bedeutendsten islamischen Gotteshäuser Ägyptens. An sie angegliedert ist eine Universität mit heute rund 20.000 Studierenden. Sie ist eine der bedeutendsten Lehrautoritäten des sunnitischen Islams. (KNA)