Ägyptische Polizei nimmt bekannte Aktivistin Sanaa Seif fest

In Ägypten hat die Polizei die bekannte Aktivistin Sanaa Seif festgenommen. Die Schwester des inhaftierten Aktivisten Alaa Abdel Fattah, der bei den Protesten gegen den langjährigen Machthaber Husni Mubarak 2011 eine prominente Rolle gespielt hatte, wurde am Dienstag vor dem Sitz der Staatsanwaltschaft in Kairo festgenommen, wie ihr Anwalt Khaled Ali mitteilte. Sie wurde demnach für ein Verhör zur Staatsanwaltschaft für Staatssicherheit gebracht.

Ihre Schwester Mona Seif schrieb im Onlinedienst Twitter, die Behörden hätten die Familie nicht zu ihr gelassen, "und wir wissen nicht, wo sie inhaftiert wird". Das ägyptische Innenministerium war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Sanaa Seif und andere Mitglieder ihrer Familie waren am Dienstag bei der Staatsanwaltschaft, um sich über einen Angriff am Vortag zu beschweren. Die Familie war nach Angaben von Mona Seif am Montag vor dem Tora-Gefängnis bei Kairo, wo Abdel Fattah inhaftiert ist, von mehreren Frauen attackiert worden. "Weibliche Schläger" hätten sie geschlagen, an den Haaren gezogen und ihre Kleidung zerrissen, schrieb sie auf Twitter. Die Polizei habe nur zugeschaut.

Abdel Fattah, der auch als "Ikone" des Arabischen Frühlings 2011 bezeichnet wird, hatte bis März 2019 eine fünfjährige Haftstrafe wegen Verstößen gegen ein Demonstrationsverbot abgesessen. Er wurde dann unter strengen Auflagen freigelassen, nach Protesten gegen Staatschef Abdel Fattah al-Sissi im September aber erneut inhaftiert.

Amnesty International verurteilte den Angriff auf die Familie und die Festnahme von Sanaa Seif. "Sanaa Seif und ihre Familie leiden seit Jahren unter Schikane und Einschüchterung, weil sie sich für die Menschenrechte einsetzen, aber mit den Ereignissen der vergangenen zwei Tage wurde ein neuer Tiefpunkt erreicht", sagte der Nahost-Experte der Menschenrechtsorganisation, Philip Luther. (AFP)