Ägyptens Muslimbrüder erinnern an Volksaufstand vor fünf Jahren

Zum fünften Jahrestag des Volksaufstands in Ägypten hat die Muslimbruderschaft für Montag zu landesweiten Protesten gegen Staatschef Abdel Fattah al-Sisi aufgerufen. Gut zwei Wochen nach dem am 25. Januar 2011 begonnenen Aufstand im Zuge des Arabischen Frühlings hatte der langjährige Machthaber Husni Mubarak zugunsten des Militärs abgedankt. Im Juni 2012 wurde der Muslimbruder Mohammed Mursi zum Präsidenten gewählt, ein Jahr später aber von Sisi gestürzt. Dieser regiert Ägypten seither mit harter Hand. Mehr als 1400 Pro-Mursi-Demonstranten wurden getötet. Zehntausende Muslimbrüder wurden inhaftiert, hunderte zum Tode verurteilt, unter ihnen auch Mursi selbst.

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) der Regierung in Kairo ein rücksichtsloses Vorgehen gegen die Opposition vor. «Regierungskritische Aktivisten und Blogger werden aus nichtigen Anlässen verhaftet, und Folter steht auf der Tagesordnung», sagte Vorstandssprecher Martin Lessenthin der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Montag). Die Menschenrechtslage habe sich im Vergleich zu 2011 verschlechtert.

«Ägypten ist kein Rechtsstaat», so Lessenthin. Das Regime von Präsident Abdel Fattah al-Sisi sei nicht weniger repressiv als das des gestürzten Husni Mubarak, «wenn nicht repressiver». Auch die freie journalistische Berichterstattung sei stark eingeschränkt. Zudem verfolge die Staatsmacht vor allem die verbotene Muslimbruderschaft systematisch und mit großer Härte, sagte Lessenthin.

Lediglich die Situation der Minderheit der christlichen Kopten habe sich verbessert. «Präsident Al-Sisi hat sich bei den Kopten für frühere Übergriffe entschuldigt, auch haben viele Kirchen wieder geöffnet.» Dahinter stecke Kalkül, so Lessenthin. «Die Regierung hofft, sich dadurch die Unterstützung der Kopten sichern zu können.»

Der Sprecher der Kopten in Deutschland, Bischof Anba Damian, zeigte sich in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Höxter vorsichtig optimistisch mit Blick auf die Lage in seinem Heimatland. Die «zarte Pflanze der Demokratie» sei unter der neuen Regierung wiederbelebt worden.

Mit Protesten auf dem Tahrir-Platz im Herzen der Hauptstadt Kairo begann vor fünf Jahren, am 25. Januar 2011, der «Arabische Frühling» in Ägypten. (AFP/KNA)