Ägyptens Ex-Präsident Mursi nach plötzlichem Tod beigesetzt

Mit Mohammed Mursi verbanden die Ägypter Hoffnungen auf einen demokratischen Neuanfang. Sein überraschender Tod wirft erneut Fragen auf über die Bedingungen seiner jahrelangen Haft. In den stark zensierten ägyptischen Medien bleibt die Nachricht eine Randnotiz.

Nach seinem plötzlichen Tod während einer Gerichtsverhandlung ist Ägyptens früherer Präsident Mohammed Mursi beigesetzt worden. Der 67-Jährige sei im Beisein seiner Familie auf einem Friedhof für Anführer der Muslimbrüder im Osten Kairos bestattet worden, teilte Mursis Sohn Ahmed am Dienstag über Twitter mit. Die Sicherheitsbehörden hätten eine Beerdigung im Familiengrab in seinem Geburtsort in der Provinz Scharkija untersagt.

Mursi war am Montag während einer Gerichtsverhandlung ohnmächtig geworden und kurz danach gestorben. Die staatliche Nachrichtenseite «Al-Ahram» meldete unter Berufung auf medizinische Kreise, der Ex-Präsident habe einen Herzinfarkt erlitten. Dafür gab es zunächst keine offizielle Bestätigung. Der Staatsanwalt hat eine Untersuchung der Todesursache angeordnet.

Die im Islam vorgeschriebene rituelle Waschung habe vor Sonnenaufgang am Dienstag stattgefunden, sagte sein Verteidiger Abdel Moneim Abdel Maksud der Deutschen Presse-Agentur. Der Trauergottesdienst fand demnach in der Moschee des Tora-Gefängnisses statt, in dem Mursi lange in Haft saß. Das rituelle Waschen und Einhüllen muss beim Tod von Muslimen so schnell wie möglich erfolgen.

Nur zehn Familienmitglieder hätten an der Beerdigung im Osten Kairos teilnehmen dürfen, sagte Abdel Maksud. Darunter waren demnach Mursis Frau, seine drei Brüder sowie seine Tochter und seine vier Söhne. Die Beerdigung fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Mursi war lange Mitglied der inzwischen verbotenen Muslimbrüder.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan nahm in Istanbul mit Kabinettsmitgliedern an einem symbolischen Gottesdienst für Mursi teil. Erdogan hatte ihn als «Märtyrer der Demokratie» bezeichnet und westliche Staaten dafür kritisiert, nicht zu ihm gehalten zu haben.

«Ich glaube nicht, dass dies ein normaler Tod war», sagte Erdogan. Ägyptische Medien, die einer strengen Zensur unterliegen, schenkten dem Tod nur wenig Aufmerksamkeit. Im Staatsfernsehen wurde Mursi in Berichten nur namentlich erwähnt - ohne Hinweis auf seine frühere Präsidentschaft. Auf den Titelseiten der großen ägyptischen Tageszeitungen fand das Thema kaum Beachtung. Nur die private Zeitung «Al-Masri Al-Yaum» berichtete über Mursis Tod auf der Titelseite.

Menschenrechtler machten die schlechten Haftbedingungen für Mursis Tod verantwortlich. Die Muslimbrüder warfen dem ägyptischen Staat vor, absichtlich für einen «langsamen Tod» gesorgt zu haben. Human Rights Watch und Amnesty International forderten eine unabhängige Untersuchung der Todesursache.

Auch das UN-Menschenrechtsbüro in Genf forderte eine Untersuchung der Umstände. «Auf jeden plötzlichen Tod in Gewahrsam muss eine prompte, unparteiische, gründliche und transparente Untersuchung durch unabhängige Stellen erfolgen, um die Todesursache zu klären», sagte Rupert Colville, Sprecher der UN-Hochkommissarin für Menschenrechte.

Mursi war 2012 als erster frei gewählter Präsident des Landes an die Macht gekommen. Das Militär stürzte ihn nach Massenprotesten im Juli 2013. Seitdem saß er im Gefängnis. (dpa)