Ein Musikmagnet am Persischen Golf

Mit einem deutschen Schwerpunkt ging das Jazzfest Dubai in sein achtes Jahr. Sieben Bands entsandte die Hansestadt Hamburg an den Persischen Golf, ein Jazzexport der besonderen Art. Jan Tengeler informiert.

Logo Dubai International Jazz Festival 2010
Zwischen anspruchvollen, unkonventionellen Klangwelten bis hin zum Smooth Jazz: das Dubai International Jazz Festival fand dieses Jahr bereits zum achten Mal in dem Emirat am Persischen Golf statt.

​​Ein kleiner Park inmitten der Millionenmetropole Dubai ist in ein Festivalgelände verwandelt worden, direkt hinter der Bühne ragen einige halbfertige Wolkenkratzer in die Höhe und vom Meer weht eine frische Brise. Vor der Bühne laden bequeme Sofas zum Sitzen ein: tolles Ambiente für ein Festival.

Passend ist auch der Name der Firma, die das hier organisiert: "chill out productions". Dahinter steckt ein etwas fülliger Mann aus Beirut, Anthony Younes. Er hat das Dubai Jazzfest vor acht Jahren gegründet. Am Anfang hätten die Leute gelacht: Jazz in Dubai? Das klappt nie.

Inzwischen erstreckt sich das Festival über zwei Wochen. Im letzten Jahr kamen 32.000 Besucher. Die meisten kommen allerdings nicht in erster Linie wegen der Jazzmusik, sondern wegen der Popacts:

Musiker wie Jane Monheit, Laura Izibor, David Gray oder James Morrison sorgen für das große Publikum. Wenn sie auf der Bühne stehen, dann kosten die Tickets bis zu 200 Euro.

Kein Vergleich zum Swing der 20er Jahre

Für die erste Hälfte des Festivals, den jazzigen Teil - wenn man so möchte - konnte man sich online akkreditieren und die Musik umsonst genießen. Der erfahrene Jazzpromoter und Geschäftsmann Anthony Younes erklärt:

​​"Um ehrlich zu sein: Jazz ist nicht unbedingt das richtige Mittel, um wirklich viele Leute zusammen zu bringen. Es ist eine Nische, die nicht für jeden in Dubai interessant ist. Aber ich bin eben ein Fan. Und ich erzähle den Menschen, dass Jazz Spaß macht, dass es coole Musik ist, nicht mehr so langweilig wie der Swing der 20er Jahre. So versuche ich, die Leute langsam an die Musik heranzuführen."

Die Avantgarde des Jazz in Dubai

Das Konzept des Festivalchefs schließt anspruchsvollere Töne also nicht aus: In diesem Jahr sollten es insbesondere die aus Deutschland angereisten Künstler richten, gelten sie in seinen Augen doch schon fast als Avantgarde.

Und so konnte direkt am Eröffnungsabend der Gegensatz zwischen dem sehr seichten, aalglatten Klang einer britischen Smooth Jazz Band und dem Akustiktrio von Martin Tingvall größer kaum sein.

Dubai bei Nacht; Foto: DW/Moritz Vahlenkamp
Jazz bei Nacht unter Wolkenkratzern: Rund 30.000 Besucher genießen die mannigfaltigen Klänge unter freiem Himmel.

​​Der gilt als Nachfolger des legendären Esbjörn Svensson, das Publikum zeigte sich von der frischen, unkonventionellen Art des Pianisten begeistert. Ein ägyptischer Jazzfan sagte überschwänglich: "Ein wundervolles Trio. Das sind echte Künstler, die kreativste Band, die ich je hier erlebt habe!"

Hamburg Jazz goes Dubai

Die anderen Bands aus Hamburg konnten ebenfalls in Dubai überzeugen. Auch, und gerade dann, wenn sie sich von den seichten Klängen der anderen Bands absetzten. So scherzte das Quartett um den Saxofonisten Lutz Büchner vor dem Auftritt, dass sie noch jeden Saal leer gespielt hätten.

Aber im Publikum stießen sie mit ihrer kammermusikalischen Art durchweg auf offene Ohren. Eine ganze Woche dauerte der kreative Reigen aus Hamburg – ein Jazzexport mit sieben Bands an den Persischen Golf, den es vorher so noch nicht gegeben hat.

Interessierte Besucher vor dem Hamburgstand in Dubai; Foto: DW/ Moritz Vahlenkamp
Eine ganze Woche dauerte der kreative Reigen aus Hamburg – ein Jazzexport mit sieben Bands an den Persischen Golf, den es vorher so noch nicht gegeben hat.

​​Die Initiative ist maßgeblich vom Senat der Hansestadt gesponsort worden, denn, so sagte die Hamburger Repräsentantin in Dubai, Kirsten Staab, es werde höchste Zeit, dass man nicht immer nur die wirtschaftliche Zusammenarbeit fördere, sondern auch die kulturelle und "gute Hamburger Musik weckt sehr viel mehr Interesse als man mit Werbebroschüren erreichen würde."

Open Air-Festivals wie das Dubai Jazzfest haben in der arabischen Kultur keine Tradition. Daher waren dort vor allem die vielen zugereisten Menschen aus Europa, Japan, den USA und Australien zu sehen. Für sie aber ist das Festival eine willkommene Abwechslung, meint Staab:

"Das Jazzfest ist großartig, die beste Veranstaltung in Dubai überhaupt. Man kann sich entspannen und gemeinsam einen schönen Abend verbringen. Und es ist definitiv besser als eine verrückte philippinische Band, die Britney Spears covert. Davon gibt es hier nämlich genug. Vielleicht sehen auch die Einheimischen mit der Zeit, dass es gar nicht so schlimm ist bei so einem Jazz Festival, es entwickelt sich."

Jan Tengeler

© Deutsche Welle 2010

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