Wahlen in Großbritannien: Wird ein Muslim Bürgermeister in London?

London könnte als erste Hauptstadt in der EU von einem muslimischen Bürgermeister regiert werden: Sadiq Khan von der Labour-Partei ist am Donnerstag als klarer Favorit vor Tories-Kandidat Zac Goldsmith in die Rathauswahl der Millionenmetropole gegangen. Regionalwahlen fanden in Schottland, Wales und Nordirland statt - ein Stimmungsbarometer vor dem Brexit-Referendum in sieben Wochen. Die Ergebnisse wurden erst für Freitagabend erwartet.

In der Hauptstadt wurde ein Nachfolger für den populären Bürgermeister Boris Johnson gesucht, dem Ambitionen auf das Amt des Premierministers nachgesagt werden. Khan, 45-jähriger Sohn eines Busfahrers aus Pakistan, gab am Morgen in seinem Wahlkreis im Multikulti-Stadtteil Tooting seine Stimme ab. Der 41-jährige Goldsmith, Sohn eines milliardenschweren Finanzinvestors, wählte im wohlhabenden Westlondoner Stadtteil Richmond.

Der Wahlkampf war bis zum Schluss hässlich. Die Tories bis hin zu Premier David Cameron hatten versucht, den Menschenrechtsanwalt Khan in die Ecke radikalislamischer Extremisten zu stellen. Khan konterte mit dem Hinweis, dass er moderate Positionen vertrete, sich für die Homoehe stark mache und den Extremismus immer wieder als "Krebsgeschwür" verurteile. "Hoffentlich werde ich der Bürgermeister, der unsere Stadt wieder vereint", sagte er.

Goldsmith vertritt seit 2010 einen wohlhabenden Westlondoner Wahlbezirk für die Konservativen im Unterhaus. Dort stimmte er regelmäßig gegen die Parteilinie. Kritiker unterstellen ihm mangelnde Erfahrung. Goldsmith selber argumentiert, als Konservativer könne er London besonders effektiv gegenüber der von Konservativen geführten Regierung vertreten.

Dass er kein treuer Gefolgsmann von Parteichef  Cameron ist, demonstriert auch seine Haltung zum Brexit: Goldsmith wirbt dafür, dass die Briten am 23. Juni für den Ausstieg aus der EU stimmen. Sein Gegner Khan dagegen will die Insel in der EU halten - wie Labour-Chef Jeremy Corbyn.

Mit Blick auf die eigentlichen Herausforderungen für den nächsten Londoner Bürgermeister sind sich Khan und Goldsmith indes einig: die Mieten und Immobilienpreise nicht weiter in den Himmel steigen lassen, die Verschmutzung bekämpfen und den chronisch überlasteten Nahverkehr modernisieren.

Bei den Regionalwahlen wird es vor allem in Schottland spannend: Dort hatte die Schottische Nationalpartei (SNP) von Regierungschefin Nicola Sturgeon bei der vergangenen Wahl 69 der 129 Sitze gewonnen und will diesen Vorsprung nun weiter ausbauen. Die SNP tritt für die Unabhängigkeit Schottlands von Großbritannien ein. Sollte das Königreich aus der EU aussteigen, will die SNP einen neuen Anlauf zur Abspaltung nehmen. (AFP)