Uni Münster plant Campus der Religionen und islamische Fakultät

Die Universität Münster will einen großen Campus der Religionen mit drei Fakultäten errichten. In einem Neubau in Schlossnähe sollen die katholische und evangelische Fakultät sowie eine noch zu gründende islamisch-theologische Fakultät unterkommen. Der Senat der Uni stimmte am Mittwoch dem bereits von Hochschulrat und Rektorat beschlossenen Vorhaben zu, das weltweit einmalig ist. Danach soll das Zentrum für Islamische Theologie (ZIT) zur Fakultät ausgebaut werden.

Laut Uni-Sprecher Norbert Robers sind für das Projekt ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag veranschlagt, darunter Zuschüsse vom Land Nordrhein-Westfalen und 23 Millionen Euro von der Uni. In dem Campus würden 430 Wissenschaftler und Mitarbeiter tätig sein. Eine gemeinsame Bibliothek werde 560.000 Bände umfassen. Aktuell hätten 3.900 der rund 43.000 Studenten in Münster katholische, evangelische oder islamische Theologie belegt.

Nach Angaben des Sprechers sollen die Planungen für den ersten und zweiten Bauabschnitt Mitte 2017 beginnen. Die Arbeiten für den ersten Bauabschnitt sollen 2018 starten; die Inbetriebnahme dieses Gebäudes sei für 2021 geplant.

Die Pläne sehen die Gründung einer gemeinsamen Dienstleistungseinheit vor, die sich etwa um die Raum-, Personal- und Bibliotheksverwaltung für die Fakultäten kümmert. Diese Administration könne perspektivisch auch für weitere Theologien offen sein - etwa des Buddhismus oder Hinduismus. Berufungs-, Promotions- und Habilitationsverfahren sowie der Erlass von Prüfungs- und Studienordnungen verblieben aber aus religionsrechtlichen Gründen bei den jeweiligen Fakultäten. In dem Gebäude auf dem sogenannten Hüffercampus soll auch die Professur für Orthodoxe Theologie als «Institut für Geschichte und Gegenwart des orthodoxen Christentums» ihren Platz finden.

Die katholische Fakultät an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster ist laut Hochschule mit mehr als 20 Professoren die größte theologische Einrichtung an einer staatlichen Hochschule in Europa. Auch die evangelische Fakultät mit 15 Professoren gehört zu den größeren ihrer Art. Zudem forschen 200 Wissenschaftler aus rund 20 geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern am Exzellenzcluster «Religion und Politik».

Das 2011 gegründete ZIT zählt zurzeit 600 Studierende. Über die Auswahl von Professoren und Lehrinhalte entscheidet ein Beirat, dem Vertreter der islamischen Verbände angehören. Weil sich der Beirat erst im Mai konstituierte, ist bislang nur einer der sieben geplanten Lehrstühle mit ZIT-Leiter Mouhanad Khorchide besetzt sowie eine Vertretungsprofessur eingerichtet. Münster ist eine von bundesweit sechs Universitäten, die vor allem für Pädagogen den Studiengang Islamische Theologie anbietet.

Der Dekan der evangelischen Fakultät, Hermut Löhr, nannte den Campus der Religionen in der Senatssitzung eine «große Chance». (KNA)