Zentralrat der Muslime beklagt zunehmende Islamfeindlichkeit in Deutschland

Der Zentralrat der Muslime hat eine zunehmende Islamfeindlichkeit in Deutschland beklagt.

Auch die "körperlichen und verbalen Angriffe" gegen Muslime auf den Straßen nähmen "in nie gekanntem Maße zu", sagte der Zentralsratsvorsitzende Aiman Mazyek, der "Welt" vom Donnerstag. Die Angriffe auf Moschee-Gemeinden hätten sich von 2014 bis 2015 vervielfacht. Dasselbe gelte für Hassdelikte im Internet.

Zugleich nahm der Verbandschef Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gegen den Vorwurf in Schutz, ihre Flüchtlingspolitik sei schuld am Erstarken der AfD. "Wer allein die Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin für den AfD-Wahlerfolg verantwortlich macht, verkennt die tiefe Verankerung von rassistischen Ressentiments in unserer Gesellschaft", sagte Mazyek.

Spätestens seit den Anschlägen vom 11. September 2001 fehle eine "Trennlinie" zwischen Extremismus und Islam, kritisierte der Verbandschef. Die AfD habe es "am geschicktesten geschafft, diese Stimmung für sich in Wählerstimmen umzumünzen".

Dass die AfD nach der Wahl in Mecklenburg-Vorpommern in neun Landtagen sitzt, mache ihm Angst. "Noch mehr besorgt mich allerdings, dass diese Vorbehalte 'gegen die Andere' sich nun qua Wahlurne Bahn brechen", sagte Mazyek.

Früher habe es noch Hemmschwellen und Sanktionen gegeben, die nun im Sog der Flüchtlingsdebatte wegfielen. Damit werde Rassismus immer mehr gesellschaftsfähig.

Mazyek kritisierte, das AfD-Parteiprogramm sei darauf ausgerichtet, "Muslime zu Menschen zweiter Klasse zu machen". Das sei mit der deutschen Verfassung nicht vereinbar. Ein Gespräch zwischen Vertretern der AfD und des Zentralrats war im Mai vorzeitig beendet worden. Mayzek sagte, solange das Parteiprogramm nicht überarbeitet wird, werde es keinen zweiten Anlauf geben. (AFP)