Polizisten in Myanmar wegen Polizeigewalt gegen Rohingya festgenommen

Myanmars Regierung hat mehrere Polizeibeamte wegen möglicher Polizeigewalt gegen Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya festnehmen lassen. Wie die Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Sung San Su Kyi am Montag mitteilte, wurden bislang vier Polizisten in Gewahrsam genommen, die Dorfbewohner bei einer Razzia geschlagen und getreten haben sollen. Unter den Festgenommenen ist demnach auch ein Polizist, der die Prügelattacke gefilmt hatte.

In dem südosasiatischen Land sind schon mehrfach Videos aufgetaucht, die Misshandlungen von Rohingyas durch Sicherheitskräfte zeigen. Bislang hatte die Regierung aber nicht darauf reagiert. Nun sorgte ein Video für Aufsehen, das prügelnde Polizisten bei einer Razzia im Dorf Kotankauk im November zeigte. Die Regierung versprach am Montag eine Untersuchung des Vorfalls. Bei den Ermittlungen sollen demnach auch weitere beteiligte Polizisten identifiziert werden.

Auf dem Video aus Kotankauk sind dutzende Dorfbewohner zu sehen, die aufgereiht und mit den Händen hinter dem Kopf auf dem Boden sitzen. Ein auf sie zulaufender Junge wird von Polizisten getreten und geschlagen. Dann gehen drei Uniformierte auf einen der am Boden sitzenden Männer los. Sie schlagen ihn mit einem Stock und treten ihm mehrfach ins Gesicht.

Das Video wurde von einem Polizisten im Selfie-Stil aufgenommen. Nach Berichten staatlicher Medien wurde es bei einer Razzia in Kotankauk im November aufgenommen. Wie ein Rohingya-Aktivist der Nachrichtenagentur AFP sagte, bestätigte ein Flüchtling aus einem nahegelegenen Flüchtlingslager die Echtheit der Aufnahmen.

Der Konflikt zwischen der muslimischen Minderheit der Rohingya und dem Militär in Myanmar war im Oktober wieder voll entbrannt. Die Armee hatte nach einer Angriffsserie auf Grenzposten Truppen in das Siedlungsgebiet der Rohingya im Bundesstaat Rakhine entsandt. Seitdem sind nach Angaben der dortigen Behörden rund 50.000 Rohingya vor der Gewalt ins Nachbarland Bangladesch geflohen. Die Flüchtlinge berichteten von niedergebrannten Dörfern, vergewaltigten Frauen und getöteten Männern.

Myanmars Regierung wies die Vorwürfe bislang strikt zurück. Das Vorgehen gegen die Rohingya wirft jedoch ein schlechtes Licht auf die Regierung der langjährigen Oppositionsführerin Suu Kyi. Ende November hatte die UNO Myanmar vorgeworfen, die muslimische Minderheit gewaltsam zu verfolgen. Weite Teile der buddhistischen Mehrheit im Land betrachten die Rohingya als illegale Einwanderer aus Bangladesch, obwohl diese zumeist schon seit Generationen in Myanmar leben. (AFP)

Lesen Sie hierzu auch das Interview mit Tim Johnston von der "International Crisis Group"