Die Bühne als Zufluchtsort - Arabisches Theatertreffen in Hannover

Zum dritten Mal treffen sich Schauspieler und Regisseure aus Nordafrika und dem Nahen Osten im Kulturzentrum Pavillon. Das Festival will Theaterleute aus Krisenländern mit Geflüchteten und Deutschen ins Gespräch bringen. Von Christina Sticht

Das Arabische Theatertreffen in Hannover zeigt vom 19. Januar an sieben europäische Erstaufführungen unter anderem aus Marokko, Tunesien und dem Libanon. Das nach Angaben der Organisatoren bundesweit einzigartige Festival will ein Begegnungsort für Theatermacher und Zuschauer unterschiedlichster Herkunft sein. Zum Auftakt präsentiert das syrische Koon-Theater die Tanztheater-Produktion «Über Null», bei der es um die Fragen des Lebens in Zeiten des Krieges geht. Sehr schwierig sei es, Visa für die teils in den Libanon und in die Türkei geflüchteten Künstler zu bekommen, sagte Festival-Organisator Fettah Diouri am Donnerstag. 

Im Mittelpunkt der dritten Ausgabe des einwöchigen Theatertreffens steht das Thema Zuflucht. Die Festivalpremiere hatte sich vor knapp fünf Jahren mit dem Arabischen Frühling beschäftigt. 2014 hieß das Motto «Aufbruch der Frauen». Das Festival des Kulturzentrums Pavillon und der Theaterwerkstatt Hannover wird vom Land Niedersachsen, dem Goethe-Institut sowie zahlreichen Stiftungen unterstützt. Zum Begleitprogramm zählen Filme, Workshops und ein Quiz über die Arabische Welt. Sechs Exil-Künstler, die teils erst seit kurzem in Hannover leben, präsentieren die Gruppenausstellung «Wege ins Ungewisse» mit Fotografie, Malerei und einer Skulptur. Die inzwischen in Berlin lebenden syrischen Refugee-Rocker Khebez Dawle geben am 21. Januar ein Konzert. «Sie sind mit dem Schlauchboot über das Mittelmeer geflüchtet und haben CDs an die Leute, die am Strand lagen, verteilt», sagte Festivalorganisatorin Sabine Trötschel. Die Geschichte ihrer Flucht bezeichnen die Mitglieder von Khebez Dawle ironisch als ihre «erste Europatournee».

Die acht Theaterproduktionen aus sechs Ländern werden überwiegend in arabischer Sprache mit deutschen Übertiteln präsentiert. Viele von ihnen sind bildgewaltig und kommen mit wenigen Worten aus. Während bei der Festivalpremiere auch studentische Ensembles zu Gast waren, sind es diesmal den Veranstaltern zufolge professionelle Theaterleute. Angesichts von Krieg und Krisen sei die Bühne für viele auch ein Ort der Zuflucht. Am Ende jeder Aufführung gibt es eine Publikumsdiskussion. «Die Zuschauer können Fragen stellen wie «Warum machen Sie Theater, wenn Krieg ist?»», sagte Fettah Diouri. (dpa)