Historischer Besuch: Papst Franziskus reist nach Kairo

Papst Franziskus besucht am 28. und 29. April Kairo. Der Papst reise auf Einladung des ägyptischen Staatspräsidenten Abdel Fattah al-Sisi, der katholischen Bischöfe, des koptischen Patriarchen Tawadros II. und des Großimams der islamischen Hochschule Al-Azhar, Scheich Ahmed Mohammed al-Tayyeb, in das nordafrikanische Land, teilte das vatikanische Presseamt am Samstag mit. Einzelheiten des Programms sind noch nicht bekannt.

Als erster Papst hatte Johannes Paul II. (1978-2005) im Jahr 2000 Kairo besucht. Seither veränderten der Arabische Frühling und das Erstarken der Muslimbrüder sowie deren Entmachtung durch al-Sisi 2013 die Lage der christlichen Minderheit. Auch der theologische Dialog zwischen Vatikan und Al-Azhar-Universität erlitt zwischenzeitlich einen Rückschlag.

Ein Sprecher von Präsident al-Sisi erklärte laut ägyptischen Medien, der Papstbesuch werde die Botschaft eines Islam stärken, der auf Toleranz und Dialog gegründet sei. Der Sprecher verwies auch auf die Begegnung zwischen al-Sisi und dem Papst im November 2014 in Rom, die viele Übereinstimmungen zutage gebracht habe.

Die katholische Kirche in Ägypten erhoffe von Franziskus Bestärkung für das Zusammenleben mit den Muslimen, sagte der Sprecher der koptisch-katholischen Bischofskonferenz, Rafic Greiche, dem vatikanischen Pressedienst Asianews. Der Sprecher des koptischen Patriarchen Tawadros II., Poules Halim, sagte dem italienischen Pressedienst SIR, der Besuch des Papstes unterstreiche die "optimalen Beziehungen" der beiden Kirchen. Für Ägypten sei die Visite "ein großer Schritt vorwärts".

Religionspolitisch bedeutsam wird die Reise vor allem durch das Treffen des Papstes mit Großimam al-Tayyeb. Die von ihm geleitete traditionsreiche Universität gilt als Lehrautorität im sunnitischen Islam weltweit. Der Dialog zwischen dem Vatikan und der Al-Azhar lag jahrelang auf Eis.

Am 22. und 23. Februar hatte eine hochrangige Delegation des Vatikan mit Al-Azhar-Vertretern über Strategien gegen religiösen Extremismus beraten und damit den vor sechs Jahren unterbrochenen Dialog offiziell wiederaufgenommen. Der Leiter des päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog, Kardinal Louis Tauran, sprach dabei von einer "neuen Phase" des Kontakts.

In Ägypten stellen sunnitische Muslime die Bevölkerungsmehrheit. Der Anteil koptischer Christen, deren Ursprünge auf die frühesten Zeiten des Christentums zurückgehen, wird auf etwa 10 Prozent geschätzt. Die gegenwärtige Gesellschaft ist von islamistischen Tendenzen geprägt. Seit Ende 2010 wurden koptische Kirchen wiederholt zum Ziel von Anschlägen islamistischer Extremisten. Die Zahl der Katholiken unter den rund 94 Millionen Einwohnern gibt der Vatikan mit 240.000 an. (KNA)