Menschenrechtler sehen schwere und systematische Folter in Ägypten

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wirft ägyptischen Sicherheitskräften schwere Folter von politischen Gefangenen vor. Diese sei in Ägypten weit verbreitet und werde systematisch angewandt, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht von Human Rights Watch. Es handele sich dabei wahrscheinlich um ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Zu den Foltermethoden gehörten Schläge, Elektroschocks und manchmal auch Vergewaltigung.

Wer sich Folter schuldig mache, müsse nicht mit Strafe rechnen, kritisierte HRW weiter. Präsident Abdel Fattah al-Sisi habe der Polizei und dem nationalen Sicherheitsdienst «grünes Licht gegeben zu foltern, wann immer es ihnen gefällt», sagte HRW-Nahost-Direktor Joe Stork. «Straflosigkeit für die systematische Anwendung von Folter hat die Bürger ohne Hoffnung auf Gerechtigkeit zurückgelassen.»

Der 63 Seiten starke Bericht stützt sich unter anderem auf Aussagen von Ex-Gefangenen. Sie berichten darin auch, wie sie über Stunden in schmerzhaften Positionen gefesselt worden seien. So würden Gefangene etwa mit den Armen hinter dem Rücken an den Händen aufgehängt. Insassen würden auch gezwungen, vorgefertigte Geständnisse abzulegen.

Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi solle das Justizministerium mit der Einsetzung eines Sonderermittlers beauftragen, forderte Human Rights Watch. Dieser solle den Foltervorwürfen nachgehen und juristisch gegen die Verantwortlichen vorgehen.

Seit dem Putsch gegen den frei gewählten Präsidenten Mohammed Mursi 2013 hätten die Behörden mindestens 60.000 Menschen festgenommen oder beschuldigt, erklärte HRW weiter. Tausende Zivilisten seien vor Militärgerichte gekommen, Hunderte zum Tode verurteilt worden. Ziel der Verfolgung seien vor allem die islamistischen Muslimbrüder. Diese sind in Ägypten als Terrororganisation eingestuft. (dpa/AFP/KNA)