Erdogan fordert von Saudi-Arabien vollständige Aufklärung des Falls Khashoggi

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat den saudischen Generalstaatsanwalt während dessen Besuch in Istanbul zur vollständigen Aufklärung des Falls Jamal Khashoggi aufgerufen. Als Generalstaatsanwalt müsse er die Frage klären, wer in Saudi-Arabien die 15 Mitglieder des Killer-Kommandos zur Tötung des Journalisten in die Türkei entsandt habe, sagte Erdogan am Dienstag. Khashoggis Verlobte warnte derweil US-Präsident Donald Trump davor, eine Vertuschung der Tat hinzunehmen.

Erdogan nahm den Generalstaatsanwalt aus Riad direkt in die Verantwortung: "Wer hat die 15 Leute entsandt? Als saudischer Generalstaatsanwalt müssen Sie dies fragen, müssen Sie dies klären", sagte Erdogan vor Journalisten in Ankara mit Blick auf Saud bin Abdullah al-Muadschab, der am Montag zu Gesprächen über den Fall nach Istanbul gereist war.

"Dieser Fall muss nun aufgeklärt werden", sagte der Präsident weiter. "Es ist sinnlos auszuweichen. Es macht keinen Sinn zu versuchen, gewisse Leute zu schützen."

Al-Muadschab war nach Istanbul gereist, um sich bei seinen türkischen Kollegen über die Ermittlungen zu informieren. Nach einem ersten Treffen am Montag kam er am Dienstag erneut mit Staatsanwalt Irfan Fidan zusammen, der die Ermittlungen in dem Fall leitet. Anschließend begab sich Al-Muadschab in das Konsulat, wo der 59-jährige Regierungskritiker vor vier Wochen getötet worden war, wie eine AFP-Journalistin berichtete.

Erdogan sagte, Fidan habe von seinem saudischen Kollegen die Auslieferung der 18 Verdächtigen gefordert, die in dem Fall in Saudi-Arabien festgenommen wurden, um ihnen in Istanbul den Prozess zu machen. Die Führung in Riad hat dies jedoch bereits abgelehnt. Der Staatssender TRT Haber berichtete, Al-Muadschab habe darum gebeten, alle Elemente zu den Ermittlungen zu erhalten, doch habe die türkische Seite dies verweigert.

Khashoggis Verlobte rief derweil Trump dazu auf, eine Vertuschung der Tat nicht hinzunehmen. "Ich bin extrem enttäuscht von der Haltung der Führung vieler Länder, insbesondere der USA", sagte Hatice Cengiz bei einer Gedenkfeier in London am Montagabend. "Präsident Trump sollte helfen, die Wahrheit zu enthüllen und sicherzustellen, dass Gerechtigkeit geschieht. Er sollte nicht zulassen, dass der Mord an meinem Verlobten vertuscht wird."

Der Kritiker des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman hatte sich am 2. Oktober in das Konsulat seines Landes in Istanbul begeben, um ein Dokument für die Heirat mit der Türkin Cengiz abzuholen. Laut Erdogan fiel der "Washington Post"-Kolumnist dort aber einem "politischen Mord" zum Opfer, der Tage im Voraus von einem aus Saudi-Arabien angereisten 15-köpfigen Kommando geplant worden war.

Nach wochenlangen Dementis gestand die Führung in Riad unter internationalem Druck zwar ein, dass Khashoggi im Konsulat zu Tode gekommen sei, stellte seinen Tod aber als Folge eines eskalierten Streits dar. Nachdem diese Darstellung international auf Skepsis und Kritik gestoßen war, gab Al-Muadschab vergangene Woche zu, dass gemäß den türkischen Ermittlungen Khashoggi "vorsätzlich" getötet worden sei. (AFP)