Khorchide: Dschihad ist Kampf gegen das Böse im Menschen

Mit dem Begriff «Dschihad» ruft der Koran nach Einschätzung des Islamwissenschaftlers Mouhanad Khorchide Menschen dazu auf, das Böse in sich selbst zu besiegen. Die islamische Mystik sehe im Teufel eine Metapher für das Böse im Menschen selbst, sagte der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster am Donnerstag auf dem evangelischen Kirchentag in Dortmund. «Die Auseinandersetzung mit dem Bösen ist keine Auseinandersetzung mit dem Äußeren, sondern mit dem Inneren des Menschen. Das wird auch mit dem Wort des 'großen Dschihad' übersetzt.»

Im Koran benutze der Prophet Mohammed diesen Begriff, als er aus einem Verteidigungskrieg zurückkehre, erklärte Khorchide. Er sage zu seinen Kriegern, dass nun der große Dschihad bevorstehe, die Auseinandersetzung mit dem Inneren. «Darum geht es eigentlich: Den Teufel zu besiegen, indem man das Schlechte in sich selbst besiegt», sagte Khorchide in einer christlich-muslimischen Bibelarbeit über die biblische Geschichte von Hiob, der auch im Koran erwähnt wird.

Die moderne islamische Theologie beantworte die sogenannte Theodizee-Frage, warum Gott Leiden zulässt, damit, dass Gott die Freiheit der Menschen nicht beeinträchtige, sagte der Professor für Islamische Religionspädagogik. Gott appelliere an die Menschen, aber er sei auf ihre Kooperation angewiesen. «Wenn der Mensch sich widersetzt, dann gibt es das Böse in der Welt.»

Die evangelische Theologin Johanna Haberer bezeichnete das Buch Hiob, in dem Hiobs Gottvertrauen vom Teufel durch großes Leiden auf die Probe gestellt wird, als «Trostbuch». «Es ist aber kein billiger Trost, sondern ein sehr teuer erkaufter Trost», betonte die Theologieprofessorin der Universität Erlangen-Nürnberg. Der Trost liege in der durchlebten Verzweiflung und darin, dass Hiob dennoch an Gott festhalte. Das Buch sei ein Aufstand gegen das «hochmütige Theoretisieren um die Gottesfrage» und die Logik: «Wer sich Gott anpasst, auf den passt Gott gut auf». «Es markiert den Anfang Gottes, dem ich vertrauen will, weil er mein Leiden teilt und alle Fragen an das Leben offen hält», sagte Haberer. (epd)