Steve Bannons rechtspopulistische Kloster-Akademie vor dem Fall

Von einem mittelalterlichen Kloster aus sollte die Eroberung des Abendlandes durch Europas junge Rechte starten. Jetzt will Kulturminister Franceschini die Kreuzritter vor die Tür setzen.

Trisulti, die hehre Abtei in den Steineichenwäldern von Collepardo im Süden Latiums: Hoch über einer karstigen Schlucht gelegen, sollte die einstige Kartause eine Kaderschmiede für Europas neue Rechte werden. Steve Bannon, ehemaliger Chefstratege von US-Präsident Donald Trump, plante von hier einen Kreuzzug zur Rückeroberung des christlichen Abendlands zu führen. Jetzt scheint die Bastion kampflos gefallen.

Italiens Kulturminister Dario Franceschini von der Mitte-Links-Partei Partito Democratico entzog dem Trägerverein "Dignitatis Humanae Institute" (DHI) die Konzession für die Nutzung der mittelalterlichen und stark sanierungsbedürftigen Klosteranlage. Anders als während der Bewerbung 2017 angegeben, verfüge das Institut nicht über die nötigen Voraussetzungen für den Betrieb eines staatlichen Kulturguts, hieß es. Ob das DHI getäuscht oder aber das Ministerium, das zur Zeit der Vergabe ebenfalls unter der Leitung Franceschinis stand, geschlampt hat, steht dahin.

Der Kündigung ging ein Prüfverfahren voraus, das nach Ministeriumsangaben im August, also nach dem jüngsten Regierungswechsel, begonnen hatte, tatsächlich aber schon vom vorigen Amtsinhaber Alberto Bonisoli (Fünf-Sterne-Bewegung) im Frühsommer angeleiert worden war; unter anderem auf Druck des Linken-Chefs Nicola Fratoianni im Parlament.

DHI-Leiter Benjamin Harnwell kommentierte den Rauswurf als "politisch motiviertes Manöver" der Linken und kündigte an, "mit jedem verfügbaren Mittel" gerichtlich dagegen vorzugehen. Die Vorwürfe gegen das Institut seien "zu 100 Prozent ohne jedes Fundament". Die Akademie werde weitermachen, beteuerte Harnwell am Freitag in einer schriftlichen Stellungnahme - "wenn nicht in Trisulti, dann in Rom".

Seinen römischen Sitz in Rom hat das DHI allerdings erst im Frühjahr aufgegeben. Seither lenkt der 44-jährige Harnwell die Dinge von Trisulti aus - den Aufbau der Akademie, deren Start er nach mehreren Verschiebungen zuletzt für den Spätherbst ankündigte, die zeitintensive Öffentlichkeitsarbeit. Dabei ist der sensible Brite, der vor 16 Jahren zum Katholizismus übertrat, eigentlich mehr zur Stille hingeneigt. Vor allem aber hätte er vertragsgemäß die Instandsetzung des maroden Klosters anzuschieben, wo der Regen durch Dach und Wände dringt, Wasser- und Stromleitungen der Erneuerung harren und eine Heizung fehlt. Harnwell nennt die Zustände "spartanisch".

Aus welchen Quellen - abgesehen von Bannons Privatschatulle - das nötige Geld kommen sollte, blieb immer offen. Mit dem Staat vereinbart war eine jährliche Pacht von 100.000 Euro über 19 Jahre, anrechenbar auf Sanierungsleistungen. Anscheinend gab es Säumigkeiten. Als das Ministerium im Frühsommer das DHI durch den juristischen Dienst unter die Lupe nehmen ließ, bemängelten die Gutachter sowohl dessen Rechtsstatus als auch eine unzureichend nachgewiesene Erfahrung in der Leitung und Pflege eines Baudenkmals.

Der zuständige Ortsbischof Lorenzo Loppa von Anagni sprach sich seit längerem dafür aus, Trisulti wieder zu dem zu machen, was es 800 Jahre lang war - ein Ort des Gebets und der Spiritualität, nur "befreit von den Lasten des Betriebs und der Instandhaltung", sprich: öffentlich finanziert. Den Entzug der Konzession kommentierte Loppa am Wochenende auf Facebook mit einem "Seufzer der Erleichterung". Der Bischof hofft, dass der Staat nun in einem neuen Verfahren das Bistum mit dem Kloster betraut und eine religiöse Gemeinschaft dort einziehen kann.

Als das DHI mit der Idee einer Akademie für den "jüdisch-christlichen Westen" auftrat, gewann es Fürsprecher auch im Vatikan. Doch nachdem Bannon seine populistische Kreuzzugsrhetorik verbreitete, rückte mancher Kirchenmann ab. Im Januar legte Kardinal Renato Raffaele Martino seinen Ehrenvorsitz nieder, im Juni auch sein Nachfolger, der ultrakonservative US-Kardinal Raymond Burke.

Vergangene Woche verließ der letzte verbliebene Mönch von Trisulti, der frühere Prior Ignazio Rossi, die Abtei und zog in seinen Alterssitz im Kloster Valvisciolo. Nun ist Bannons Kreuzfahrerfestung auch ohne geistlichen Schutz. (KNA)