Ägypten droht mit Strafen bei «Falschnachrichten» über Coronavirus

Die Regierung in Ägypten hat allen mit hohen Strafen gedroht, die in sozialen Netzwerken «Falschnachrichten und Gerüchte» über die Ausbreitung des Coronavirus verbreiten. Verboten seien falsche Angaben zum Virus, die die öffentliche Ordnung stören oder in der Bevölkerung Panik auslösen könnten, teilte die Staatsanwaltschaft am Samstag mit. Es drohten Geldstrafen in Höhe von umgerechnet etwa 1.140 Euro und bis zu einem Jahr Gefängnis. Bis zu fünf Jahre Haft drohten, wenn das Ansehen Ägyptens geschädigt oder das Vertrauen in dessen öffentliche Finanzen geschwächt würde.

In Ägypten, mit 100 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land in Nordafrika, wurden bisher etwa 530 Infektionen mit Sars-CoV-2 gemeldet, 30 Menschen sind demnach an Covid-19 verstorben. Experten fürchten, dass sich das Virus rasch ausbreiten könnte. Die Ägypter leben vor allem im Großraum Kairo auf engstem Raum. Etwa 95 Prozent der Bevölkerung leben auf vier Prozent des Landes.

Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kamen nach einem Besuch in Kairo zuletzt zu dem Schluss, dass Ägypten «bedeutende Anstrengungen» zum Kampf gegen das Virus unternimmt. So seien Häufungen von Infektionen rechtzeitig erkannt worden. «Aber es muss mehr getan werden», sagte Yvan Hutin vom WHO-Büro für den Mittelmeerraum. Das Land befinde sich in einem «kritischen Zeitfenster», um den Ausbruch unter Kontrolle zu behalten.

Ein Analyst des Washington Institute warf dem Land dagegen vor, nicht angemessen auf die Krise reagiert zu haben. Die Regierung habe «geleugnet, vereinfacht und mit Verschwörungstheorien Schutz vor der Bedrohung gesucht», heißt es in einem Papier des US-Instituts vom Freitag. Auch regierungsnahe Medien und TV-Moderatoren hätten die Krise kleingeredet.

Wegen eines kritischen Berichts über die Zahl der Coronavirus-Fälle im Land hatte die ägyptische Regierung einer Journalistin des «Guardian» vor einigen Tagen die Akkreditierung entzogen. Die britische Zeitung hatte Fachleute der Universität im kanadischen Toronto zitiert, nach deren Schätzungen es in Ägypten tatsächlich bis zu 19.000 Fälle geben könnte. Die Journalistin wurde zu einem mehrstündigen Treffen mit Vertretern des Staatsinformationsdiensts (SIS) geladen und hat mittlerweile das Land verlassen. (dpa)