Kriegsparteien im Jemen einigen sich auf Austausch von 900 Gefangenen

Sanaa/Genf. Im Bürgerkriegsland Jemen haben sich Regierung und Huthi-Rebellen auf den Austausch von knapp 900 Gefangenen geeinigt. Dies teilte der Vorsitzende des Huthi-Komitees für den Austausch, Abdul-Kadir al-Murtada, kurz vor Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan am Montag mit. Der Einigung gingen Verhandlungen unter Aufsicht der Vereinten Nationen in Genf voraus. Der Austausch soll in drei Wochen stattfinden, gefolgt von weiteren Verhandlungen im Mai nach Ende des Ramadan. Auch abseits dieser Einigung gebe es Anzeichen für eine positive Dynamik in der Region, die zur Lösung des Konflikts beitragen könnte, sagte UN-Vermittler Hans Grundberg.



Positiv bewertete der UN-Diplomat die jüngste diplomatische Annäherung zwischen den Rivalen Saudi-Arabien und Iran, die jeweils die jemenitische Regierung und die Huthis unterstützen. «Der Jemen hat jetzt Rahmenbedingungen, in denen ernsthafte Schritte vorwärts möglich sind», sagte Grundberg mit Blick auf Friedensbemühungen. Die US-Regierung begrüßte den Austausch als «wichtigen Schritt». «Dank der aktiven und beharrlichen US-Diplomatie ist die Gewalt im Jemen im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit Beginn des Krieges vor über einem Jahrzehnt gesunken», hieß es aus dem Weißen Haus.



Der Jemen liegt im Süden der Arabischen Halbinsel. Die schiitischen Huthi-Rebellen führten dort seit den 1990er Jahren mehrere Aufstände. Zuletzt hatten sie das verarmte Land 2014 überrannt. Heute beherrschen sie weite Teile im Norden samt der Hauptstadt Sanaa. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (ICRC) hatte 2020 den bislang größten Austausch von Gefangenen ermöglicht. Seinerzeit wurden mehr als 1000 Gefangene innerhalb von zwei Tagen freigelassen.



Nun sollen die Rebellen etwa 180 Gefangene freilassen, auch aus Saudi-Arabien und dem Sudan. Im Gegenzug soll die Regierung, an deren Seite Saudi-Arabien gegen die Huthis kämpft, etwa 700 Gefangene freilassen. Dem Regierungs-Unterhändler Madschid Fadail zufolge sollen auch vier Journalisten freigelassen werden, die von den Huthis zum Tode verurteilt worden seien. Zudem sollen ranghohe Militärvertreter der Regierung freikommen, darunter ein früherer Verteidigungsminister.



Eine von den Vereinten Nationen vermittelte Waffenruhe im Jemen war vor einem Jahr in Kraft getreten. Im Oktober lief sie aus. Trotz Berichten über Kämpfe gab es seitdem keine größeren Bodenoffensiven mehr. Bemühungen, den Konflikt dauerhaft zu lösen, scheiterten. (dpa)