Zan-e irani - Die iranische Frau

Vier Künstlerinnen iranischer Herkunft versuchen in Fotos und Videoinstallationen ein Bild über die Situation der iranischen Frau zu vermitteln. Fahimeh Farsaie hat die Ausstellung für Qantara.de besucht.

Die Idee einer Ausstellung mit dem Titel "Zan-e irani – Die iranische Frau" im Bonner Frauenmuseum ist viel versprechend und deren Umsetzung vielfältig. Die iranische Frau präsentiert sich in Schwarz-weiß- und Farbfotos sowie in Videoinstallationen: Vier Künstlerinnen versuchen mit ihren Werken ein vollkommenes und individuelles Bild über die heutige Situation iranischer Frauen zu vermitteln.

​​Losgelöst von der unverwechselbar eigenen künstlerischen Formensprache folgen die Videoinstallationen, Filme und Fotografien von Sousan Delschadian, Parastou Forouhar und Shirin Neshat dem klaren Prinzip der Authentizität. Den heute gültigen westlichen Kriterien zufolge muss sich ein modernes Kunstobjekt außereuropäischer Kulturen durch Einzigartigkeit auszeichnen, um als original und authentisch anerkannt zu werden. Originalität wird in diesem Fall und in der Zeit der kulturellen Globalisierung insoweit geschätzt, als sie westliche Vorstellungen von der Gefangenheit der Menschen in ihrer Tradition nicht herausfordert. Vielleicht deshalb spielen die ethnisch-kulturellen Elemente wie persische Kalligrafie, Tschador und volkstümliche Klänge in den Arbeiten von Delschadian, Forouhar und Neshat eine große Rolle. Sie zeigen, dass Authentizität als Qualitätskriterium auch auf Objekte projiziert werden kann.

In "Rapture", eine im Jahre 1999 in Marokko gedrehten Videotrilogie der in New York lebenden und weltbekannten Künstlerin Shirin Neshat etwa, stellt sie eine Gruppe von Männern innerhalb einer verlassenen Burgruine und eine Gruppe von Frauen in der Weite einer Wüstenlandschaft dar. In diesem verdichteten Bildgedanken, von dem zwei fotografische Arbeiten in der Ausstellung zu sehen sind, agieren diese Gruppen - entsprechend der getrennten Geschlechterrolle im Islam - ohne irgendeine erkennbare Beziehung miteinander. Auf der einen Seite geben sich die in weißen Hemden und schwarzen Hosen uniform gekleideten Männer scheinbar einem wichtigen Ritual hin. Auf der anderen Seite sind Frauen, gehüllt in den einheitlichen Tschador, schutzlos den Kräften der Natur ausgeliefert.

​​Mauer und Schleier fallen in der metaphorischen Sprache Shirin Neshats in dem Augenblick, in dem die Frauen kollektiv einen Trillerton ausstoßen. Erst durch diesen choreografischen Bruch in Bild und Ton begegnen sich zwei Welten: Die Frauen eilen mit einem Boot unter den nun aufmerksamen Blicken der Männer zum offenen Meer hinaus.

Schönheit der persischen Kalligraphie

Authentizität entpuppt sich auch in dem Bild "Ich mache mir Sorgen um den Garten", das die 1957 in Qazvin/Iran geborene Künstlerin Neshat, gemalt und fotografiert hat - inspiriert durch ein Gedicht der bekanntesten iranischen Dichterin, Forugh Farrochsad. Mit sanften Wirbeln und Kreisen der persischen Kalligrafie bannt Neshat das Gedicht nicht auf eine Leinwand, sondern auf die Augenhöhle einer Frau, die neugierig und erwartungsvoll in die Kamera schaut.

Parastou Forouhars, die in Teheran und Offenbach Kunst studierte, bedient sich gleichfalls der Schönheit der persischen Kalligrafie, um durch Bogen und vertikalen Schwung ihren individuellen Selbstausdruck darzustellen. Diese frei nebeneinander gesetzten persischen Buchstaben gehorchen den strengen mathematischen Regeln der Kalligrafie nicht und vermitteln auch keine bestimmte Bedeutung. Sie bilden spielerisch eine Reihe Wortgruppen, die sich stets wiederholen und nachahmen.

Spielerisch geht die in Deutschland lebende 41-jährige Künstlerin Parastou Forouhar auch mit einem glänzenden Hinterkopf eines Mannes in der fotografischen Serie "Behnam" um. Das Antlitz und der Körper des Mannes, der offensichtlich "Behnam" heiß, ist von einem schwarzen Tschador vollständig verhüllt. Die Fotoserie zeigt ihn in variierter Körperstellung liegend oder sitzend auf dem Boden. Mit einem ironischen Blick dokumentiert die Kamera, wie der Mann versucht, da schüttere Haar an seinem Hinterkopf zu verhüllen.

Verarbeitung des irakisch-iranischen Krieges

​​Suzanne Delschadian, die heute in Amsterdam lebt, lässt über ihre 17-minütige dreiteilige Videoarbeit "Jadegarie" (Andenken) andere Männer zu Wort kommen: Veteranen und Betroffene des traumatischen Iran-Irak-Kriegs, der nur wenige Monate nach der iranischen Revolution im Jahr 1980 ausbrach, acht Jahre lang dauerte, mehr als einer Million Menschen das Leben kostete und beinahe doppelt so viele verwundete. Da Sousan Delschadian während der Kriegswirren in Europa lebte, bereiste sie im Oktober vergangenen Jahres den Westen Irans, um Erinnerungen mit bildnerischer Kraft erneut zum Leben zu erwecken. Untermalt von volkstümlichen Klängen motiviert die 37-jährige Künstlerin, die auch als Psychotherapeutin tätig ist, die unmittelbar am Krieg Beteiligten, Veteranen, ehemaligen Kriegsgefangenen, aber auch Personen aus der Zivilbevölkerung, von ihren bitteren Erfahrungen im Krieg ironisch zu erzählen und ihre erlittene Pein durch einen alten Schlager zu besingen. Im Hintergrund beschäftigt sich die Kamera mit den wichtigen Kriegsfronten wie Shalamcheh und den staubigen menschenleeren Straßen, die mit Überresten von Panzern und anderen Kriegsfahrzeugen geschmückt sind. Eine bedrückende Stimmung begleitet stets diese Kamerafahrt.

Feste und private Idylle

Heiter und farbig hingegen zeigt die Künstlerin Wiebke Ghalandaran das häusliche Leben der "bürgerlichen" Frauen in Iran. Mit einem journalistisch-dokumentarischen Blick stellt sie Ausschnitte aus ihrem täglichen Leben dar: Frauen zuhause mit ihrer Familie und ihren Kindern. Frauen, die sich gegenseitig besuchen, Feste feiern und sich ihre privaten Idylle geschaffen haben.

Fahimeh Farsaie

© 2003, Qantara.de

Die Ausstellung ist noch bis zum 31.08.2003 im Frauenmuseum-Bonn zu sehen:
Frauenmuseum, Im Krausfeld 10, Bonn
Öffnungszeiten: Di-Sa 14 - 18 Uhr, So 11 - 18 Uhr