Susanne Laabs, 17. Dezember 2008

Zu: Europa besitzt kein Copyright auf die Aufklärung - Interview mit Hans Magnus Enzensberger

Es ist schon traurig, wenn Menschen wie Hans Magnus Enzensberger sich offensichtlich von einem "Tyrannen" hofieren lassen und im Gegenzug unsere "humanitären" Werte plötzlich vergessen. Bei allem Respekt vor dem Alter dieses Schriftstellers, diese positiven Aussagen über die Verhältnisse in Dubai, die wir unter anderem auch in der Sendung Aspekte vernehmen durften, sind wirklich deprimierend. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass dieser Mann sich nicht den Menschrechtsverletzungen, dem Menschenhandel, der Verfolgung jeder kritischen Meinungsäußerung (sei es in Form von Blogs, in den Medien oder in der Form von wissenschaftlichen Werken) bewusst ist.

Hier handelt es sich nicht um eine "aufgeklärte Autokratie", sondern um ein Beispiel von maßloser Megalomanie und Verantwortungslosigkeit gegenüber dem eigenen Volk. Hier wird vor unseren Augen nicht nur ein "Kultur" im eigenen Land marginalisiert, sondern auch bewusst im Rahmen einer "Rentier Ethik" von jeder Form des kritischen Denkens distanziert.

Hier findet in Abwesenheit jeglicher Planung vor unseren Augen eine weltweit einmalige Umweltzerstörung statt (jetzt schon höchster per capita ökologischer Fußabdruck, höchster CO²-Ausstoß und höchster Wasserverbrauch), die den zukünftigen Generationen den Lebensraum nehmen wird. Um die Nahrungssicherheit (günstige Nahrungsmittel zum Machterhalt) für diese Maßlosigkeit zu sichern, nimmt der ach so "aufgeklärte" Herrscher jetzt armen islamischen Staaten die Agrarflächen weg, völlig ungeachtet der humanitären Konsequenzen in diesen Ländern.

Natürlich hat all dieses Verhalten wirklich absolut nichts mit islamischen Werten zu tun und hier hätte es vielleicht etwas Aufklärung benötigt, damit die anti-westliche Einstellung der einheimischen Bevölkerung besser zu verstehen ist. Hier wurde durch die maßlose Gier eines perversen Diktators dem Volk eine neue Kultur aufgezwängt, in der sie sich restlos verloren fühlen und dies würde überall auf der Welt zu einer negativen Einstellung führen (das Resultat sind ein stark angestiegene Scheidungsrate, Drogenmissbrauch, etc.). Nur wer sich darüber äußert, den erwartet Folter, Inhaftierung, Bedrohung der Familienangehörigen oder Schlimmeres – schön das Herr Enzensberger dies als so "aufgeklärt" empfindet.