Sesamstraße beteiligt am Nahost-Friedensprozess

Eine neue Version der Sesamstraße startet für alle Kinder im Nahen Osten - in Israel und in den Palästinensergebieten. „Sesam-Geschichten“- ein Projekt, das die Europäische Union mit fast drei Millionen Euro mitfinanziert hat.

Eine neue Version der Sesamstraße startet für alle Kinder im Nahen Osten - sowohl in Israel als auch in den Palästinensergebieten. „Sesam-Geschichten“ – ein Projekt, das die Europäische Union mit fast drei Millionen Euro mitfinanziert hat.

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​​Tonton, die zottelige Monsterpuppe mit knallorangen Haaren, Knollennase und fröhlichen Augen, wirbelt durch die Sesamstraßen-Version des jordanischen Staatssenders JTV. Mit Hilfe des "Sesamstraßen"-Workshops, einer gemeinnützigen amerikanischen Organisation, haben Jordan TV, das palästinensische Ma'an-Netzwerk und der israelische Kinderkanal "Hop!" spezielle Versionen der in 120 Ländern verbreiteten Sesamstraße produziert. Die nötigen 7,1 Mio Euro steuerten die EU-Kommission, das Außenministerium der Niederlande sowie private Spender bei.

Karim, Tonton und Battuta als Konfliktschlichter?

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​​In den 26 Folgen, die im Gaza-Streifen und der Westbank seit Schulbeginn ausgestrahlt werden, treibt der palästinensische Hahn Karim seine Scherze. Die Botschaft, die vermittelt werden soll, sei in allen drei Programmen gleich, sagt Micheal Leigh von der EU-Kommission: „Durch das sanfte Ansprechen von Themen - wie Vertrauen und Zuversicht - und das Überwinden von Stereotypen wollen wir Verständnis schaffen. Dieses Projekt kann über die Wirklichkeit des täglichen Konflikts weit hinausgehen und in bescheidener Weise die Basis für gegenseitiges Vertrauen in der Zukunft schaffen.“

"Wenn du etwas versuchst, gib nicht auf. Schritt für Schritt. Versuche es weiter, und du wirst Erfolg haben ..." In diesem Ausschnitt aus der palästinensischen "Sesamstraße" singen Kinder über den Mut, etwas zu probieren, so lange bis es klappt. Dahed Kadev, der palästinensische Fernsehproduzent, berichtet von den enormen Schwierigkeiten, während der Ausgangssperre in Ramallah und den israelischen Vergeltungsschlägen, ein fröhliches Programm zu drehen. Den "Sesamstraßen"-Geschichten soll man das aber nicht anmerken, meint Kadav: „Wir hoffen, mit dieser Serie - und hoffentlich künftig mit vielen anderen - die Saat für Hoffnung legen zu können für unsere Kinder. Das ist immerhin die größte Gruppe unserer Bevölkerung. Eines Tages soll die Rose des Friedens und der Unabhängigkeit in Palästina blühen. Statt der Bilder der Gewalt, die unsere Kinder jeden Tag sehen, können sie positive Bilder sehen, die sie davon überzeugen, dass sie und ihre Nation eine bessere Zukunft erreichen werden“, gibt Kadav optimistisch zu verstehen.

„Sumsum“ oder „Simsim“

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​​Die israelische Sesamstraßen-Fassung – kurz: Sumsum – legt Wert auf das Miteinander der Kulturen. Die israelische Redakteurin Alona Abt erzählt, dass ihre beiden fünf und sieben Jahre alten Kinder sie fast täglich fragen, ob sie auch durch Terror oder Krieg sterben müssten. Da gelte es, etwas entgegen zu setzen – zum Beispiel die arabische Minderheit in Israel zu zeigen, meint Alona Abt: „Wir konzentrieren uns auf drei Ziele: Respekt und Verständnis, gewaltlose Konfliktlösung und die Darstellung von arabisch-israelischen Kindern, die sonst kaum gezeigt werden. Wir bieten Möglichkeiten, Stolz auf die eigene Kultur zu entwickeln und das jüdische Nachbarskind kennen zu lernen, das man bisher nie treffen konnte, auch wenn es nicht weit weg wohnt“, sagt die israelische Redakteurin.

Die Reaktionen auf die Programme sind bisher sehr positiv, erklärt Abt und zitiert begeisterte Zuschauerbriefe. Auch Khaled Haded vom jordanischen Fernsehen ist sicher, dass mit "Simsim" in der arabischen Fassung oder "Sumsum" in der hebräischen etwas für die Völkerverständigung von unten getan werden kann: Er glaubt, dass die Sesam-Geschichten die Kinder das ABC des Lebens durch Botschaften über Hoffnung, Respekt und Verständnis lehrt - Geschichten, die echte Lücken im jordanischen Fernsehen schließen.

Bern Riegert, Deutsche Welle, Brüssel

© 2003 Deutsche Welle

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