Hoffnung auf Demokratie

Die Psyche der Menschen im Irak zu heilen dauert länger, als Brücken und Straßen instand zu setzen, glaubt die in Berlin lebende irakische Schriftstellerin Salima Salih.

Zunächst müssen im Irak die Kriegstrümmer beseitigt werden. Und dann natürlich die Trümmer, die das Regime nach drei Jahrzehnten Herrschaft hinterlassen hat. Eine Herrschaft, die nicht nur das soziale Gefüge zerstört hat, sondern auch die Psyche eines jeden Individuums in Mitleidenschaft zog. Sie wiederherzustellen, wird mehr Zeit kosten als Straßen oder Brücken instand zu setzen.

In den nächsten Monaten müssen die Iraker die Frage der Macht lösen. Verschiedene politische Kräfte werden um die Macht konkurrieren, es werden Regierungen entstehen, die nicht das irakische Volk repräsentieren. Aber all das wird letztendlich ein Ende finden, wenn Parteien gegründet werden, und wenn eine gewählte Regierung die Macht übernimmt. Und wenn den Bürgern bewusst wird, dass jeder Iraker unabhängig von seiner religiösen und ethnischen Zugehörigkeit eine Stimme hat.

Ich wünsche mir für die Zukunft einen demokratischen Irak, in dem die Menschenrechte respektiert werden und in dem die Macht zu regieren als Wählerauftrag verstanden wird. Ich wünsche mir einen Irak mit einer ständigen Verfassung, mit einem Verfassungsgericht und einer wirkungsvollen Administration. Ich wünsche mir einen Irak, in dem das Volk von den Reichtümern profitiert. Ein Land, das eine aktive Rolle in der Weltgemeinschaft spielt, im Rahmen einer neuen UN-Charta, die nicht nur einen Krieg verhindern kann, sondern auch die Unterdrückung.

Salima Salih ist irakische Schriftstellerin und Übersetzerin, sie lebt und arbeitet in Berlin.

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