Strampeln für den Frieden

Mit einer internationalen Radtour über mehr als 8000 Kilometer von Deutschland nach Ägypten werben 20 Dresdner Fahrradfahrer für "Frieden und Verständigung". Kurz vor Weihnachten trafen die Sachsen in Damaskus ein. Manuela Römer berichtet.

Mit einer internationalen Radtour über mehr als 8000 Kilometer von Deutschland nach Ägypten werben 20 Dresdner Fahrradfahrer für "Frieden und Verständigung". Im letzten Jahr legten sie die erste Etappe bis nach Athen zurück, jetzt sind sie auf der zweiten nach Kairo unterwegs, das sie am 9. Januar erreichen wollen. Kurz vor Weihnachten trafen die Sachsen auf dem Weg durch den Nahen Osten in der syrischen Hauptstadt Damaskus ein. Manuela Römer berichtet.

Stefan Frotzschner, Organisator der Reise; Foto: Manuela Römer
"Wir treten für die Vertiefung der Beziehungen zwischen Deutschland und dem jeweiligen Gastland ein", sagt Stefan Frotzschner, Organisator der Reise.

​​Empfang beim Bürgermeister. Im holzgetäfelten Saal im Damaszener Rathaus lassen sich die Hobby-Radfahrer aus Dresden in die edlen Brokatsessel fallen. Ihre Räder stehen draußen vor der Tür. Braungebrannt, sichtlich erschöpft und in Fahrradkluft entspannen sie sich von der hügeligen Etappe von Beirut nach Damaskus.

Alle im gelben Trikot, jeder ein Sieger, der in den letzten vier Wochen schon 3000 Kilometer durchgehalten hat. Am Zielort Kairo wird die Tour de Peace mit 4500 Kilometern länger sein als die Tour de France.

"Es ist eine sportliche Herausforderung. Wir wollen beweisen, dass wir das leisten und schaffen können und gleichzeitig für Verständigung mit den anderen Völkern sorgen. Wenn wir durch die Städte und Dörfer fahren, jubeln uns die Kinder zu, und wenn wir sagen, dass wir aus Alemania sind, dann freuen sie sich, dass wir von so weit her kommen, um durch ihr Land zu reisen.

"Man darf das nicht überbewerten: Eine Revolution bewirkt das nicht, was wir machen", sagt der Dresdner Stadtrat, Dietrich Ewers, bescheiden. Er ist mit 66 Jahren der älteste Teilnehmer der Tour.

Willkommenes Zeichen der Solidarität

Bashar al-Mufti, dem Bürgermeister der syrischen Hauptstadt, kommt der ungewöhnliche Besuch aus Deutschland sehr entgegen. Mitten im internationalen Druck, unter dem Syrien steht, ist jedes Zeichen der Solidarität willkommen, besonders aus der Stadt, in der er sein Studium absolviert hat:

"Die Leute besuchen unser Land zum ersten Mal. Das ist sehr wichtig. Sie können so unsere Menschen kennen lernen, unseren Lebensstil und unsere Zivilisation." Al-Mufti nimmt eine Grußbotschaft des sächsischen Ministerpräsidenten, Georg Milbradt, entgegen.

Unter den deutschen Radfahrern sitzt auch ein Syrer. Omar Hassanein ist der einsame Fahrrad-Spitzensportler seines Landes. Gerade mit einem Pokal für den 2. Platz von der Asien-Tour zurück, hatte er sich der Gruppe in der nordsyrischen Stadt Aleppo angeschlossen.

Radsport ist Randsport in Syrien, und mit seinen kurzen Hosen erregt Hassanein immer wieder die Gemüter. Für die deutschen Breitensportler hat der glühende Jan-Ulrich-Fan viel Bewunderung übrig: "Die Teilnehmer sind nicht jung. Viele sind über 50, manche sogar 66, und da legen sie so eine lange Strecke zurück. Bei uns stirbt man mit 66!"

Für eine Vertiefung der Beziehungen

Bürgermeister Al-Mufti bedankt sich in fließendem Deutsch beim Teamführer, Stefan Frotzschner, der die Tour organisiert hat. Frotzschner, im normalen Leben Ingenieur in der Walzengießerei Coswig, erklärt im alten DDR-Jargon und liebenswürdigen Sächsisch den Inhalt der Grußbotschaft seines Ministerpräsidenten:

Die Teilnehmer der Tour im Maktab Anbar in Damaskus; Foto: Manuela Römer
Setzen sich für eine bessere Verständigung der durchreisten Länder ein: die Teilnehmer der 8000 Kilometer langen Radtour im Maktab Anbar in Damaskus

​​"Da heißt es, dass der Frieden eine ehrenhafte Sache ist …" Doch wie passen Milbradt, Sachsen und die Friedensbotschaft auf zwei Rädern zusammen – Bundeslandwerbung mal anders? Frotzschner widerspricht. Milbradt sei nur Schirmherr der Aktion.

"Wir wollen weder Werbung für Sachsen speziell machen, noch uns in die Politik der Länder einmischen. Das steht uns nicht zu. Wir treten für die Vertiefung der Beziehungen zwischen Deutschland und dem jeweiligen Gastland ein. Und von Syrien sind wir angenehm überrascht, die Menschen sind sehr hilfsbereit."

Ein kleiner Beitrag für den Frieden

Am 23. Dezember bricht die Gruppe wieder auf und rollt am frühen Morgen durch die noch schlafende Altstadt von Damaskus. Stopp am Wahrzeichen der Stadt, der Ummayyaden-Moschee.

"Was wir machen, ist ein kleiner Beitrag, mehr werden wir nicht bewegen können. Aber es reicht ja vielleicht, wenn viele Menschen kleine Beiträge leisten. Dann gibt das zusammen etwas Großes. Und wir haben jetzt gerade die Moschee besichtigt, und da gibt es auch große Bilder, die sich aus vielen kleinen Steinchen zusammensetzen."

Manuela Römer

© Qantara.de 2005