Radin Nanang Soetarjono, 14. Juli 2009

zu Im Zeichen der Solidarität mit allen Muslimen von Stephan Kramer

Ich teile voll und ganz die Meinung von Herrn Stephan Kramer vom Zentralrat der Juden in Deutschland. Der Mord an Marwa al-Sherbini ist das Ergebnis der fast ungehinderten Ausländerfeindlichkeit und Hasspropaganda gegen Muslime, die von den extremistischen Rändern der Gesellschaft bis hin in deren Mitte reichen, besonders in den neuen Bundesländern. Als ein Rucksack-Berliner, der den DDR-Mauerbau von Nahen erlebt und diese Schandmauer überlebt und die politische Entwicklung der letzten 20 Jahren von nächster Nähe verfolgt hat, kann ich nur sagen, dass die weitverbreitete rechtsradikale und ausländerfeindliche Gesinnung der Jugend in den neuen Bundesländern ein Phänomen ist, das das latente Ergebnis des 40-jährigen DDR-Systems widerspiegelt. Es stellte faktisch nur eine Verlängerung des Hitlerreiches in politisch farbveränderter Form dar. Während im Westen Deutschlands (einschließlich West-Berlin) die Saat des liberalen, demokratischen und multikulturellen Denkens durch die Westalliierten gesät wurde und fast 100-prozentig aufging, wurde von den Sowjets die DDR geschaffen, in der nur die Farbe der braunen Nazi-Ideologie auf Rot umgeschaltet war. In Russland blühen jetzt auch rechtsradikale und ausländerfeindliche Umtriebe genau so wie im Gebiet der früheren sozialistischen Brüderstaat auf deutschen Boden. Wenn man bedenkt, dass nach dem Mauerfall über 17 000 frühere MfS-Mitarbeiter als bundesdeutsche Staatsdiener tätig sind, dann glaube ich nicht, dass Marwas Ehemann, Elwi Ali Okaz aufgrund einer schrecklichen Verwechslung versehentlich von einem Polizisten angeschossen wurde, eher weil er Ausländer war der den weißen Attentäter vermeintlich angreifen wollte. Das Schweigen der deutschen Gesellschaft verrät einiges über sich; es hat zumindest einen komischen und merkwürdigen Beigeschmack. Wo bleiben denn die Politiker aller Culeur, die Bundes-, Landes-, kommunale Politiker, die sonst vollmundig als Demokraten sich gerne gebären? Ach ja, vielleicht kommen sie demnächst zusammen, um das Opfer Marwa al-Sherbini nachträglich zu gedenken. Gedenken ist ja viel einfacher als Denken …!

Dipl.-Ing. R. N. Soetarjono, Berlin-Lichtenrade