Prof. Dr. Abdo Abboud, 30. April 2012

zu Kein Arabischer Frühling für Christen von Bettina Marx

Liebe Frau Marx: Wovon hängt die Zukunft der arabischen Christen ab? Sie sollten meines Erachtens nicht den Teufel an die Wand malen, was die Situation der arabischen Christen angeht. Diese Bevölkerungsgruppe ist nicht stärker bedroht als ihre muslimischen Mitbürger. Der Nahe Osten ist bekanntlich ein Krisenherd, wo alle Menschen im Grunde bedroht sind. Die arabischen Muslime sind sehr tolerant, und der Islam lehnt ausdrücklich jede Form von religiösem Zwang ab. Das ist allgemein bekannt und wissenschaftlich belegt und nachgewiesen. Darüber braucht man keine Worte zu verlieren. Probleme können den arabischen Christen aus nichtreligiösen Gründen entstehen, nämlich als Folge von falschen politischen Entscheidungen politischer Repräsentanten. Wer, ob Christ oder Muslim, falsche politische Entscheidungen trifft, muss mit negativen Folgen rechnen bzw. diese Folgen tragen. Ein aktuelles Beispiel dafür ist der "Arabische Frühling". Falls die Repräsentanten der arabischen Christen sich dafür entscheiden, aus Angst vor einer Regierung der islamischen Mehrheit Diktaturen zu unterstützen, dürfen die arabischen Christen sich nicht wundern, wenn sie in Zukunft als "willige Helfer" dieser Diktaturen hingestellt werden und auch dastehen, was ich den arabischen Christen nicht wünsche. Ich finde es auf der aneren Seite höchst erfreulich, dass an vorderster Stelle und in Führungspositionen des Arabischen Frühlings arabische Christen wie die Syrer Michel Kilo, Haitham Manna, Faiz Sara und Georg Sabra stehen. Der mutige Kampf dieser Oppositionellen ist die beste Garantie dafür, dass die christlichen arabischen Gemeinschaften den ihnen gebührenden Platz in einer künftigen freiheitlich-demokratischen arabischen Welt haben werden. Davon wird die Zukunft der arabischen Christen abhängen. Diesbezüglich bin ich optimistisch und möchte noch einmal davor warnen, den Teufel an die Wand zu malen. Gerade dies könnte für die arabischen Christen schädlich und sogar gefährlich sein.