Kein Anschluss unter dieser Adresse

Die Herrscherfamilie Saudi-Arabiens gilt auch in der arabischen Welt als konservativ und veränderungsfeindlich. So ist es nicht verwunderlich, dass der Bevölkerung erst 1999 der Zugang zum Internet ermöglicht wurde.

Das lange Warten auf das WWW hatte einen Grund: Erst 1999 stand den Herrschern in Riad ein effektives Überwachungssystem zur Verfügung, das alle Internetverbindungen aufzeichnet und Websites sperren kann.

Internetcafé in Riadh, Foto: AP

​​Zentraler Kontrollserver

Offiziell werden im König- Abdullah-Institut für Wissenschaft und Technologie in Jeddah, wo der zentrale Kontrollserver des Landes steht, nur Seiten mit pornographischem Inhalt blockiert. De facto werden aber alle Internetangebote, durch die sich die Regierung bedroht fühlt, gesperrt. Das sind neben der Internetpräsenz der Opposition auch viele Angebote von Nichtregierungsorganisationen und Menschenrechtsgruppierungen. Der Groß-Mufti Saudi-Arabiens hat jüngst die Gläubigen aufgerufen, Yahoo zu boykottieren, weil auch dort Pornographie gefördert würde. Nach offiziellen Angaben blockierte Saudi-Arabien im Frühjhar 2001 über 100.000 Internetseiten, mittlerweile sollen es mehr als das Doppelte sein.

List und Tücke

Die Bevölkerung hat sich mit diesem Zustand arrangiert und versucht, so gut es geht die Restriktionen zu umgehen. Besonders beliebt ist der Einsatz von Proxy-Servern zum anonymen Surfen im Netz. Wie lange die Regierung ihre vollständige Kontrolle über die Internetaktivitäten im Lande aufrecht erhalten kann, ist unklar.

Reformdruck

Saudi-Arabien steht vor allem aus wirtschaftlichen Gründen unter Reformdruck. In den letzten 20 Jahren hat sich die Bevölkerung fast verdoppelt - die Arbeitslosenquote liegt bei über 30 Prozent. Saudische Intellektuelle haben mittlerweile eine eigene Reformcharta erarbeitet, die unter anderen auch die Meinungsfreiheit fordert. Kronprinz Abdallah hat die Unterzeichner der Petition persönlich empfangen und so Hoffnungen auf einen bevorstehenden liberaleren Kurs der Regierung gestreut. Die Website der Intellektuellen bleibt bis auf weiteres dagegen gesperrt.

Ohne offizielle Erlaubnis geht nichts

Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern hat Saudi-Arabien keine speziellen Internetgesetze in der Folge des 11. September verabschiedet. Doch auch ohne eine offizielle Verschärfung der Bestimmungen kann das Herrscherhaus jegliche Internetaktivitäten kontrollieren. Für den Betrieb einer Website ist in jedem Fall eine offizielle Erlaubnis einzuholen. Die königliche Familie behält sich das Recht vor, ihr nicht genehme Journalisten einfach auszuweisen.

Andreas Noll

© 2003, Deutsche Welle online