Irak wieder im Netz

Zu den Kollateralschäden des Irak-Kriegs gehörte auch das Internet. Seit Ende März war das Land offline. Inzwischen steht die erste Verbindung wieder. Der Neustart des irakischen Internets beginnt auf einem Dach.

Staatlichen Ingenieuren ist es jetzt gelungen, wieder einen Satellitenempfänger auf dem Dach eines zweistöckigen Hauses im westlichen Stadtteil Adel zu platzieren. Nach wochenlangen Reparatur- und Installationsarbeiten soll es damit zumindest wieder möglich sein, Datensignale zu empfangen und zu senden. Ein erstes Internet-Café soll in den nächsten Tagen online gehen.

Internet aus dem All

Schon vor dem Krieg war der Irak nur via Satellit an das WWW angeschlossen. In der Nacht zum 31. März riss diese Verbindung dann ab. Alliierte Cruise Missiles zerstörten das Gebäude des Informationsministeriums, auf dessen Dach die Antennen und Übertragungsstationen für Iraks einzigen offiziellen Zugang zum weltweiten Internet installiert waren. Über Satelliten-Verbindungen mit dem US-amerikanischen Unternehmen Atlanta International Teleport und dem britischen Satelliten-Provider SMS Internet hatte der einzige Internet Provider im Land, Uruklink, bis dahin seinen gesamten Datenverkehr abgewickelt. Diese Anlagen will man jetzt reaktivieren.

Bis allerdings irakische Internet-Adressen wieder erreichbar sind, wird es noch ein wenig dauern: Denn bislang herrscht keine Einigkeit über die Verwaltung der künftigen .iq-Länderdomain. Vor dem Krieg war ein Saudi-Arabier namens Saud Alani offiziell für die Adresse zuständig. Doch mit zukünftigen Entwicklung des WWW im Irak wird Saud Alani wohl kaum etwas zu tun haben: Der IT-Experte sitzt derzeit in George Bushs Heimat Texas in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen, palästinensische Terroristen zu unterstützen. Der Vergleich mit Afghanistan drängt sich auf. Auch dort dauerte es aufgrund unklarer Zuständigkeiten ein halbes Jahr, bis der Aufbau der Länderadresse nach Kriegsende abgeschlossen war.

Internet-Nachzügler Irak

Das Netz war bis zum Sturz Saddam Husseins nur wenigen privilegierten Personen zugänglich. Die meisten Iraker nutzten eines der vom Staat betriebenen und streng zensierten Internet-Cafes. Erst im vergangenen Jahr erlaubte das Regime auch private Internet-Anschlüsse, deren Anzahl jedoch auf 25.000 begrenzt war. Bei insgesamt 24 Millionen Einwohnern gab es zuletzt etwa 250.000 aktive Internet-Nutzer. Dem gesamten Land reichte eine Leitung von 10 MBit/s, also etwa der Bandbreite, mit der in Europa oder den USA mittelgröße Verwaltungen an das WWW angeschlossen sind.

Quelle: DW-online, © 2003, Deutsche Welle