Hanya Dikaton, 17. September 2012

zu Weltkrieg der Instinkte von Khaled Hroub

Sicher ist es kein angemessenes Mittel gegen Beleidigungen mit Morden und Brandschatzen vorzugehen. Dennoch bin ich über diesen vollständig einseitigen Artikel erstaunt.
Menschen so lange zu mobben, bis sie die Fassung verlieren, und dann darüber zu lamentieren, sie (die Opfer) hätten angefangen, was ist das? Wieso redet der Autor dieser Haltung das Wort und sieht, obwohl er sich (durch das "wir") als Angehöriger der Opfer bezeichnet, nicht, dass dieser Film nicht die einzige, sondern "nur" die bisher letzte unter allen Demütigungen war (Minarettverbot, Beschneidungsurteil, Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst, islamfeindliche Kampagnen im amerikanischen Wahlkampf, Salafisten-Theater - und jetzt eben auch dies). Wieso fällt ihm gar nicht auf, dass öffentliche Personen (wie Bettina Wulff) sich eine goldene Nase damit verdienen, dass sie Verleumdungen gerichtlich ahnden lassen, während die Verleumdung der zentralen Identifikationsfigur einer Weltreligion durch "Meinungsfreiheit" legitimiert sein soll (obwohl Hetze gegen Religionen verboten ist)?
Nein, es ist weiß Gott nicht elegant, das in aller Ruhe hinzunehmen, es ist viel eleganter, das lautstark anzuklagen. Gewiss ist es nicht möglich, Einzelpersonen am Freveln zu hindern. Aber es muss möglich sein, die Verbreitung dieses Frevels zu verhindern, indem man die Gesellschaften, die sie zulassen wollen, an ihre eigenen Werte erinnert. Meinungsfreiheit heißt nicht Narrenfreiheit, Meinungsfreiheit heißt, verantwortlich die eigenen Ansichten zu vertreten.
Wenn man sich schon an etwas stört, dann ist doch der Volkszorn weniger verwerflich, als dass erschütternd ist, dass er sich so hilflos äußert, so ohnmächtig, so arm. Erschütternd, dass der Gedanke, sich an ein nationales oder internationales Gericht zu wenden, anscheinend gar nicht erst angedacht wird. Dass also diesen ganzen westlichen Werten, diesen ach so menschenrechtsengagierten Ländern a priori nicht vertraut wird.