Deutscher Ironman-Sieger und Münchner Lokalpatriot

Faris Al-Sultan, der diesjährige Gewinner des "Ironman Contest", versteht sich als Vorbild einer gelungenen Integration in Deutschland. Wenn er keinen Sport treibt, studiert der 27-Jährige Geschichte und Kultur des Vorderen Orients. Von Thomas Hahn

Faris Al-Sultan, diesjähriger Gewinner des "Ironman Contest", des weltweit schwierigsten Triathlons, versteht sich als Vorbild einer gelungenen Integration in Deutschland. Wenn er keinen Sport treibt, studiert der Sohn eines Irakers und einer Deutschen Geschichte und Kultur des Vorderen Orients. Ein Portrait von Thomas Hahn

Faris Al-Sultan schwingt die Münchener Flagge im Ziel; Foto: Faris-al-Sultan.de
Als Gewinner im Ziel des "Ironman Contest" schwingt Faris Al-Sultan die Flagge seiner Heimatstadt München

​​Die Fahne ist sofort aufgefallen, die Faris Al-Sultan dabei hatte, als er die Ziellinie am Alii Drive von Kona auf Hawaii überquerte.

3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und einen Lauf von 42,195 Kilometern hatte er gerade als Schnellster in 8:14:17 Stunden hinter sich gebracht, was ihn zum dritten deutschen Gewinner in der Geschichte des Ironman, des schwersten Triathlons der Welt, machte und zu einer neuen Leitfigur der Ausdauersportler.

Seine Jubelpose schmückte er nicht mit Schwarz-Rot-Gold, sondern mit dem blauweißen Rautenbanner seiner Heimatstadt München. Vor Jahresfrist, als er an gleicher Stelle Dritter geworden war, hatte er auch schon so eine Fahne geschwenkt, und damals hat ihm das mancher als PR-Gag ausgelegt:

Al-Sultan, 27-jähriger Sohn eines Irakers, wohnhaft bei den Eltern im Stadtteil Moosach, schien sich als Lokalpatriot abheben zu wollen. Doch Faris Al-Sultan will mehr. Er sagt: "Meine Person steht für Integration von Ausländern in Deutschland."

Offensiv gegen Doping

Die Moral ist ihm wichtig. Fast demonstrativ lebt er seine Bodenständigkeit, etwa als Mitglied einer Münchner Laufgruppe oder Student der Geschichte und Kultur des Nahen Ostens an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität.

Zu seinen Themen gehört auch die Kommerzialisierung seines Sports, die er etwas zu heftig findet. Und damit unterscheidet er sich stark von den anderen deutschen Triathlonprofis, vom Vorjahressieger Normann Stadler zum Beispiel, der sich schon früh professionell vermarkten ließ.

Faris Al-Sultan in traditioneller Kleidung; Foto: Faris-Al-Sultan.de
"Meine Person steht für Integration von Ausländern in Deutschland", sagt Faris Al-Sultan

​​Die Moral dient Faris Al-Sultan aber auch als Schutz gegen den bösen Verdacht, dem sich jeder erfolgreiche Ausdauersportler ausgesetzt sieht. Das Thema Doping versucht er offensiv anzugehen, indem er öffentlich kritisiert, er werde zu wenig kontrolliert, oder sich über Widersprüche im Antidopingkampf wundert.

Auf seiner Internet-Seite gibt es einen Link "Faris Al-Sultan über Doping". Darin heißt es: "Illusionen über einen sauberen Profisport mache ich mir allerdings nicht (mehr)."

Vom Deutschen Meister zum Champion

Seine Sportkarriere verlief stetig, und sie begann früh. Als 16-Jähriger lief er seinen ersten Marathon; mit gefälschter Altersangabe, weil er nach den Regeln noch zu jung war für die Belastung eines 42,195-Kilometer-Laufs.

Seinen ersten Ironman überstand er mit 19; auf Lanzarote, weil das Mindestalter für Langdistanz-Triathleten in Deutschland damals bei 21 lag. 2000 wurde er zum ersten Mal deutscher Meister. Bald handelte man ihn als kommenden Nachfolger alternder Siegertypen wie Jürgen Zäck oder Thomas Hellriegel.

Deshalb ist auch sein Erfolg auf Hawaii keine Überraschung. Im Frühjahr war er eigens zu einem kleineren Ironman nach Arizona gereist, um das Gefühl des Sieges zu spüren. Es gelang. Nun hat er sich endgültig in den Rang eines Champions gerückt, und die Popularität, die daraus für ihn erwächst, wird Faris Al-Sultan bei aller Bescheidenheit bestimmt auch genießen.

Denn Popularität hat ihre Vorteile, zum Beispiel im Studium. Einmal kam er zu spät zum Hebräisch-Kurs. Er wollte sich entschuldigen, aber das musste er gar nicht. Der Professor sagte, er habe von ihm in der Zeitung gelesen.

Thomas Hahn

© Süddeutsche Zeitung 2005

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