Afghanische Kunst

Das Nationalmuseum in Kabul wurde während des Krieges mehrfach geplündert. Jetzt steht es mit ausländischer Hilfe kurz vor der Wiedereröffnung.

Zerstörter Buddha in Bamian; Foto: AP

​​Im März 2001 zerstörte das Taliban-Regime in Afghanistan systematisch die großen Buddha-Statuen in Bamian und löste damit weltweit Empörung aus. Jedoch waren schon in den Jahren zuvor immer wieder afghanische Kunstschätze geraubt oder zerstört worden. Besonders stark davon betroffen war die Nationalgalerie in Kabul. Nach der Beseitigung des Taliban-Regimes wird nun seit einem Jahr auch auf kultureller Ebene wieder aufgebaut. Der Leiter der Nationalgalerie, Abdul Fatah Adil, sucht hierfür Ideen und Unterstützung in Deutschland. Für den Wiederaufbau interessant sind zum Beispiel Finanzierungsmodelle: Wenn in Staatskassen überhaupt kein Geld für die Kultur vorhanden ist, müssen Vereine oder Freundeskreise gegründet werden. Aber das ist in der durch den Krieg verarmten Gesellschaft in Afghanistan noch ferne Zukunft.

Kunstschätze geraubt und zerstört

Momentan wird sich das Land der schweren kulturellen Einschnitte der letzten Jahrzehnte bewusst. "1983 war der Beginn der Zerstörung und des Diebstahls von Kunstwerken“, berichtet Adil. „Die Nationalgalerie Kabul wurde geplündert. Die gestohlenen Kunstwerke stammten überwiegend aus der Königszeit, aus dem Schloss in Kabul. Heute sind die Bestände der Vor-Taliban-Zeit fast alle verschwunden."

Collage aus zerstörten Bildern; Foto: AP

​​Während des Bürgerkriegs wurde die Nationalgalerie insgesamt vier Mal überfallen und ausgeraubt. Vier Mal von Soldaten unterschiedlicher Fraktionen. "Zusätzlich zu diesen vier Überfällen kam schließlich die dunkle Zeit der Taliban. In diesen Jahren sind über 80 Prozent der Kunstwerke zerstört und vernichtet worden. Nicht nur die Sprengung der Buddha-Statuen in Bamian gehörte zu dieser gezielten Kunstvernichtung. Auch andere Relikte des Buddhismus, wie die kleineren Statuen der Ausstellung im Nationalmuseum wurden zertrümmert. " Und natürlich wurde auch die zeitgenössische Kunst Afghanistans von den Taliban gestohlen, verkauft oder zerstört. Die Nationalgalerie stand somit 2002 vor einem wirklichen Neuanfang.

Hilfe aus Athen

Abdul Fatah Adil ruft weltweit Menschen, die im Besitz afghanischer Kunst sind, dazu auf, die Werke an die Polizei zurückzugeben. Afghanische Künstler, die im Ausland leben, lädt er ein, in Kabul auszustellen. Zu den ersten ausländischen Unterstützern afghanischer Kulturpolitik gehört Griechenland. Mit Hilfe aus Athen konnte in den vergangenen Monaten die Nationalgalerie renoviert werden. Nur die Wiedereröffnung steht noch aus.

Sven Schade, Deutsche Welle © Deutsche Welle 2003